Im Verlauf der Debatten um die Emsvertiefung gab es viele einprägsame Erlebnisse. Nie war man vor Überraschungen sicher.
Nach einem runden Tisch im Papenburger Rathaus im Jahr 1992 bot ich verschiedenen Teilnehmern der Umweltverbände eine Werftbesichtigung an.
Diese wurde auch dankend angenommen. Im Baudock waren sehr eindrucksvoll die Baublöcke der späteren Silja Europa zu sehen. Ich erläuterte die Besonderheiten dieser imposanten Fähre und die Art und Weise unserer Produktion.
Wenige Wochen später erhielt ich auf einer Sitzung der IG Metall in Hamburg einen Anruf unseres PR Bereiches. Dieser war von Medienvertretern darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Umweltverbände WWF und BUND gemeinsam mit der grünen Landtagsfraktion in Hannover eine Presseverlautbarung zum Thema Schiffbau in Papenburg herausgeben wollten. Der genaue Hintergrund war nicht bekannt, es sollte allerdings um ein Projekt gehen, welches die Werft bisher verschwiegen habe.
Nun ist es bei unseren Produkten kaum möglich ein Projekt zu verleugnen, also rief ich in Hannover an und hinterfragte diese PK.
Zu meinem Entsetzen wurde uns der Vorwurf gemacht, dass wir an einem Schiffbauprojekt mit einer Dimension bauen würden, welches nochmals die Grenzen der Ems überstieg und das wir in den Diskussionen verschwiegen hätten. Nach näheren Hinterfragen wurde mir deutlich das man unsere Ostseefähre, meinte. Ich bat sowohl in der Staatskanzlei, in den Sekretariaten der Verbände und im Büro der grünen Landtagsfraktion um ein klein wenig Zeit. Ich würde mich sofort auf dem Weg nach Hannover machen und wir könnten unmittelbar alle Unklarheiten beseitigen und alle Fragen klären.
Auf der Höhe der Abzweigung Walsrode war dieses Vorhaben allerdings schon nicht mehr notwendig, denn die Presseverlautbarungen liefen schon über das Radio. Der Kern des Vorwurfes war tatsächlich das wir als Meyer Werft den Verbänden und der Politik ein Schiffbauprojekt mit diesen Dimensionen vorenthalten hätten.
Obwohl mir dies nicht so oft passiert war ich doch sprachlos. Nach einem kleinen Spaziergang auf dem nächsten Parkplatz erreichte ich telefonisch das Büro der Grünen im Landtag. Die Fraktionsvorsitzende Thea Dückert und Hannes Kempmann waren beide nicht erreichbar. Ich wies darauf hin das dieses mysteriöse Schiff im Landeskreditausschuss, in dem auch Vertreter der Landesregierung, der die Grünen angehörten, dargestellt worden sei und man dort eine Landesbürgschaft beschlossen habe. Etwas betreten und kleinlaut wurde dies auch eingeräumt. Bei meinem nächsten Anruf in der Staatskanzlei erreichte ich Wolf Weber, den damaligen Leiter der Staatskanzlei. Auf meine ungläubige Frage hin, ob denn nicht bekannt sei das dieses „Geheimprojekt“ umfassend bekannt und mitfinanziert sei, wies er auf einen gerade deshalb stattfindenden Wutanfall von Gerhard Schröder hin.
Der nächste Anruf ging dann an Holger Wesemüller vom WWF. Ich fragte ihn ob er sich denn nicht an unseren Rundgang, an meine Erläuterungen hinsichtlich der Fähre erinnern könne (Stichworte: Aluminiumdecks hinsichtlich Gewicht etc.). Auch er räumte etwas kleinlaut ein, das man sich wohl etwas versehen habe, aber jetzt sei es eben in der Öffentlichkeit und kaum mehr zu stoppen.
Als ich meiner Frau am Abend von diesen Erlebnissen erzählte war sie der Meinung das dies und viele anderen Begebenheiten so unglaublich seien das man diese doch eigentlich in einem Buch festhalten müsste ….