Bundespräsidentenwahl 1994

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Bild Pixabay

Gerade habe ich unseren aktuellen Bundespräsidenten in einem Interview gehört und musste an mein Erlebnis mit der Bundespräsidentenwahl denken.

1994 war ich als Wahlmann zur anstehenden Bundespräsidentenwahl nominiert.
Im Vorfeld wurde ich an einem späten Nachmittag von einem Beamten aus Berlin angerufen. Wir hatten ein schönes Gespräch miteinander.
Zur Erklärung der nachstehenden Anekdote – ich hatte einen tollen Tag hinter mir und war wirklich gut gelaunt.

Anrufer: „Guten Tag sehr geehrter Herr Bloem. Ich rufe an, weil sie zu der Wahl des Bundespräsidenten benannt worden sind.“
Ich: „Oh toll – habe ich denn dort Chancen gewählt zu werden? Was muss ich dafür tun?“

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Der Anrufer etwas distanziert: „Nein, das haben sie falsch verstanden. Sie sind als Wahlmann nominiert und wählen den Bundespräsidenten mit.“
Ich: „Ach soooooo – na dann. Das wird sicher auch lustig.“

Wieder eine kurze Pause am anderen Ende.
Anrufer: „Darf ich Ihnen denn jetzt einige Fragen zu ihren persönlichen Daten stellen?“

Ich: „Natürlich,- legen sie mal los.“

Wir sind dann alle relevanten Daten durchgegangen. Schließlich sagte er:
„Wenn ich das so sehe, sie sind ja noch sehr jung Herr Bloem.“
Daraufhin ich: „Tja ich bin aber nicht nur jung, ich bin auch gutaussehend, charmant wirklich recht helle, das sagen zumindest meine Freunde und bin eine wirklich wirklich gelungene Produktion meiner Eltern.“

Die anschließende Pause wurde beängstigend lang. Erst als ich fragte ob der Anrufer noch in der Leitung wäre wurde dies durch ein hörbares Räuspern bestätigt.
Wir waren mit dem Prozedere so gut wie durch und ich hatte das Gefühl, das mein Telefonpartner froh über das nahende Ende dieses Gespräches war. Ich fragte meinen so ruhig gewordenen Gegenüber. „Und ist denn jetzt alles geklärt?“
„Na ja“, antwortete dieser. „Jetzt wird noch das polizeiliche Führungszeugnis eingeholt und dann steht ihrem Wahlamt nichts mehr im Wege.“

Nach meiner Antwort wird er an dem Tag wohl keinen Kandidaten mehr angerufen haben.

Ich warf mich zurück in den Bürostuhl, sog hörbar die Luft ein und antwortete mit dem Brustton der Überzeugung: „Ach nein – muss das sein? Da habe ich mich so auf diese Wahl gefreut und dann wird das ja jetzt wieder nichts!“

Diesmal folgte keine stille Pause, sondern ein deutlich verunsichertes abgehacktes bedrücktes und sehr verunsichertes Lachen.

Es war ein wirklich schönes Telefonat.
Meine Frau erklärte mich am Abend für verrückt, aber das war ich schon gewohnt.
Es war ein gigantischer Spaß!

Bundespräsidentenwahl 1994

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