Heute Morgen hatte ich bei dem Kauf eines Brötchens und der Suche nach Kleingeld 1 Cent in der Hand. Dabei denke ich an eine Geschichte zurück die ich während des Konfirmanden Unterrichts bei uns im Dorf erlebte. Direkt neben dem Gemeindesaal in dem besagter Unterricht immer an einem Nachmittag in der Woche stattfand, war auch ein kleiner Edeka Laden. Dort gab es, wie damals üblich, alles mögliche zu kaufen. 50 Pfennig war das Taschengeld für eine Woche und damit galt es natürlich bei dem Kauf von Eis oder Süßigkeiten zu haushalten.
An der Kasse befand sich ein Behälter mit kleinen „Speckmäusen“. Das waren aus irgendeinem süßen Stoff hergestellte kleine Mausnachbildungen. Eine dieser Mäuse kostete 1 Pfennig. Unser Freund Otto, der immer für jede Menge Unfug zu haben war, hatte offenbar den Auftrag nach dem Konfirmandenunterricht noch einzukaufen. Er nahm sich allerdings vor dem Unterricht eines dieser Mäuse aus dem Behälter, legte ein glänzendes 5 Markstück auf den Tresen und wollte damit bezahlen. Die Verkäuferin, Frau Wichers schenkte ihm über den Rand ihrer Brille hinweg ein Lächeln, schob das Geldstück zurück und sagte „Otto, die Maus die schenke ich Dir“. Das Grübeln bei Otto war über 2 Meter noch fast zu hören. Mit einem Strahlen im Gesicht und begleitet von einem fassungslosen Blick von Frau Wichers nahm er sich dann noch eine Maus aus dem Glas und verkündete stolz, „dann nehme ich noch eine Maus“. Ich sehe besagte Frau Wichers heute noch vor mir und ihr Gesicht als sie 4 Mark und 99 Pfennige herausgab. Otto war einige Tage mit dieser Geschichte Gesprächsstoff bei uns Jungen. Ich weiß bis heute noch nicht, wie ich die damalige Aktion einordnen muss. War dies Schlagfertigkeit oder tatsächlich Kalkül?
An demselben Tag hatte der gute Otto es aber auch faustdick hinter den Ohren. Im Konfirmandenunterricht saßen wir im Saal auf Bänken hintereinander und der Gemeindepastor hörte unsere auswendig gelernten Textteile aus dem Gesangbuch ab. Auf der Bank vor uns saß Marion. Sie hatte schwarz glänzende lange Haare die ihr fast bis zur Hüfte reichten. Otto hatte erkennbare Langeweile und knotete ihre Haare um die Rückenlehne der Bank. Irgendwann merkte Marion, dass an ihren Haaren gezupft wurde, drehte den Kopf und spürte sofort die Knoten. In einer unfassbar schnellen Bewegung schlug sie mit einer Plastiktüte nach hinten und diese knallte mit einem lauten Knall auf Ottos Kopf. Pastor Schulz kam erbost nach hinten gestürmt, weil Otto laut wehklagte und sich den Kopf rieb. Seufzend, weil es wieder einmal Otto war der auffiel, fragte er was denn passiert sei. Otto stand auf, rieb sich den Kopf, zeigte auf Marion und jammerte „Herr Pastor, Herr Pastor. Sie hat mich mit dem Bibel und die Gesangbuch auf das Kopf geschlagen“ Pastor Schulz schlug die Augen gen Himmel und ging kopfschüttelnd wieder zum Abhören nach vorne und murmelte resignierend vor sich her.
Er hatte es diesbezüglich auch nicht leicht mit uns allen. Aber – man wächst ja bekanntlich an den Herausforderungen