Bei einem unserer Work Shops kritisierten viele Mitarbeiter das sie nicht mehr mit ihrem Namen angesprochen, das Führungskräfte ihre Namen kaum noch kennen würden.
Eine schreckliche Vorstellung. Das oberste Motto der Bundeswehr für die Führung der Mannschaften lautet: „Wenn Du Menschen führen willst, must Du Menschen mögen“
Und das hat viel mit Beziehung bzw. mit dem Kennen des Namens zu tun.
Ich erinnere mich noch sehr gut an folgendes Erlebnis auf der Werft. Im Sommer 1978, war ich frischgebackener Facharbeiter und machte Überstunden, weil ich für meine Urlaubsreise nach Norwegen noch etwas dazu verdienen musste. Ich war damit beschäftigt einen schweren Eichenholzständer auf einen Handwagen zu verfrachten, um diesen auf die Helling zum Schiffsneubau zu bringen.
Unser Seniorchef machte seine abendliche Runde auf der Werft. Als er an mir vorbeiging, grüßte er mich und sagte „Ganz schön schwer Herr Bloem?“. Ich war ehrlich geschockt und erkundigte mich am nächsten Tag bei unserem Betriebsrat, ob etwas gegen mich vorlag, denn warum sonst sollte Herr Meyer meinen Namen kennen?
Egal wo wir sind und wie die Umgebung auch ist – wenn wir unseren Namen hören, werden wir sofort aufmerksam. Namen sollen Schall und Rauch sein aber in dem eigenen Namen finden wir uns wieder. Wer sich an den Namen einer Person erinnert, zeigt Interesse und Wertschätzung. Es ist deshalb insbesondere bei Führungskräften eine Katastrophe den Namen der Mitarbeiter nicht zu kennen. Damit dokumentiert man eine Distanz die durch noch so wohlgesetzte Worte nicht behoben werden kann.
Wenn sie das nicht glauben, machen sie ein Experiment. Mitten in einem Gespräch lassen sie den Namen ihres Gegenüber von einer anderen Person irgendwo rufen. Sie werden merken, dass ihr Gegenüber völlig abgelenkt ist. Er/ Sie wird suchen, woher das kam, das Gespräch gerät völlig in Vergessenheit. Es gibt nach meiner Erfahrung nichts, was einen Menschen derart aus dem Konzept bringen kann wie der Ruf des eigenen Namens. Nach meiner Beobachtung gilt dies umso mehr, wenn dies verzerrt oder weit entfernt wahrgenommen wurde.
Das gilt im Übrigen auch für einen selber. Man fragt sich, was dort über einen gesagt wird. Wird positiv oder negativ geredet, gelobt oder gelästert?
Ich kenne kaum Fälle, wo die Neugier nicht so groß ist, dass dies einfach ignoriert wird.
Wenn ich den Namen meines Gegenüber kenne, gewinne ich sofort viele Sympathie Punkte. Man zeigt damit, dass der Gesprächspartner etwas Besonderes ist.
Unser Betriebsrat schilderte mir bei meiner damaligen Anfrage, dass unsere Senior Chef die meisten Mitarbeiter kenne (damals war die Belegschaft noch nicht auf dem Rekordniveau wie heutzutage) und er sich auch gut merken könne, wenn der eine oder andere auffällig sei. Damals hatten wir aufgrund einer schwierigen Auftragslage nur wenige Auszubildende übernommen und ich hatte mich bei zwei Anlässen auch zu Wort gemeldet. Das beruhigte mich, aber diese Fähigkeit von Herrn Meyer hat mich unglaublich beeindruckt und mein Bild von ihm als Unternehmer maßgeblich geprägt.
Wenn ich den Namen behalte, signalisiert dies Interesse, Anerkennung oder auch Respekt. Der Name zeigt Vertrautheit. Durch eine duzende Ansprache, bei der ich möglicherweise meinen Gesprächspartner nicht mit Namen kenne, hilft dies kaum, jedenfalls nimmt die Bindungskraft erheblichen Schaden.
Natürlich entgegnen viele, dass man in dem Fall, das man in kurzer Zeit viele Menschen kennenlernt, schnell vorkommen kann, dass man den einen oder anderen Namen vergisst. Solange Ihr Gesprächspartner das nicht mitbekommt, haben Sie Glück – andernfalls büßen Sie viel Sympathie ein.
Bei Vorgesetzten, Führungskräften gegenüber den Mitarbeitern ist es einfach unentschuldbar.
Der eigene Name ist eben das Wort, welches jeder am liebsten hört.