Kein Zauberstab zur Sinnsuche….

Gestern hatte ich (wieder einmal) den Anruf eines Unternehmensberaters, der mir mit leidenschaftlicher Stimme seine Dienstleistung empfahl. Einer der entscheidenden Faktoren seines Erfolges bestände darin, bei den Menschen in den Tiefen der Persönlichkeit den Sinn für ihre Arbeit, damit eine schier unglaubliche Motivation für ihre Arbeit zu entdecken, zu wecken und nutzbar zu machen.
Ehrlicherweise will ich zugeben das mein Kommentar auch dadurch verursacht wird das ich von solchen pathetischen Angeboten schlichtweg überschwemmt und damit ziemlich genervt werde.
Was ist das für ein Menschenbild, frage ich mich dann immer wieder?
Glaubt man das es so einfach ist, Menschen manipulativ zu etwas zu bewegen was sie ohne einen solchen konstruierten ggf. fremdbestimmten Sinn nicht erbringen würden, nämlich Motivation und Leistung?
Ich kenne so viele Menschen die alle in absolut unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Sie alle sind nach meinem Dafürhalten in den weitaus meisten Fällen sehr engagiert und motiviert bei der Arbeit. Ich habe aber noch keinen Einzigen gehört, der für seine Arbeit einen Sinnsucher brauchte.
In den Jahrzehnten meiner bisherigen Arbeit habe ich allerdings eine Vielzahl von sehr konkreten und nachvollziehbaren Gründen erlebt von denen Menschen sich antreiben lassen.

Ganz profan möchte ich die gar nicht so abenteuerliche These aufstellen das die weitaus meisten Menschen für sich selber und ihre Wünsche arbeiten. Sie verbinden mit ihrer Arbeit und dem Arbeitgeber zuallererst einmal folgende Stichworte:
Einkommen, Familie/ Kinder (Ausbildung), Arbeitszeit, Weiterbildung, Wohnung/ Haus, Urlaub, Freizeit, Gesundheit, Sicherheit, ……..
Diese Ziele sind für die einzelnen Menschen viel wert. Geraten sie in Gefahr, ist das kein Spaß. Diese Wünsche spielen eine maßgebliche Rolle bei der Beurteilung der Arbeit. Für die Erreichung, den Erhalt oder die Stärkung dieser originären Zielvorstellungen werden die meisten auch mit großem Einsatz kämpfen.

An eine nachhaltige Motivation alleine durch abstrakte Zahlenziele des Unternehmens glaube ich nicht. Nicht die besten Power Points werden daran etwas ändern. Nur dann, wenn die Verfehlung der Unternehmensziele die prioritären Ziele der Mitarbeiter in Gefahr bringen, dann geraten diese in den Fokus.
Hohe Umsatzrenditen sind nicht die Ziele der Mitarbeiter, sie sind die Folge einer zielgerichteten Zusammenarbeit.
Es ist auch notwendig, wenn man diese wichtigen Umsatz,- bzw. Renditeziele erreicht, denn es ist für die Verwirklichung der prioritären Mitarbeiterziele extrem schlecht, wenn Unternehmen wenig oder gar keinen Gewinn machen.

Manchmal geraten in unserer Welt die Reihenfolgen etwas durcheinander. Nur dann wenn Gewinne erwirtschaftet wurden, kann auch verteilt werden.
Diese einfache Erkenntnis führt zu dem Schluss das noch so viele Appelle oder Mission/Vision Power Points dies nicht außer Kraft setzen können.
Betriebe sind vor allem Zweckgemeinschaften zum Erreichen von jeweils sehr unterschiedlichen Zielen.

Eine weitere einfache Wahrheit ist, dass die Arbeit erst einmal für andere geleistet wird. Das, was man als Produkt oder als Dienstleistung produziert, landet idealerweise nicht im Mülleimer, sondern hat für einen Kunden einen Wert.
Und hier gilt es die beschriebene individuelle Zielsetzung abzurunden durch die Beschreibung dessen, was wir tun. Ist es gut, vertretbar, hat es einen Nutzen, was bedeutet es für den Kunden? Auf welche Merkmale meiner Arbeit bin ich stolz? Auf die Qualität, die Termintreue, die Freundlichkeit? Diese Merkmale einer Arbeit, unabhängig von der Art der jeweiligen Tätigkeit zu finden, das ist eine lohnenswerte Mühe.
Und natürlich spielen dann auch die Umstände und die Bedingungen der Arbeitserbringung, der Inhalt der Arbeit die Qualität der Führung, d.h die Art wie man geführt wird, eine maßgebliche Rolle. Das sind die Rahmenbedingungen, die prägend sind.
Erreichen die Mitarbeiter ihre Ziele in einer Art und Weise und in einer guten Kooperation mit der unmittelbaren Führung, die das ganze Bild rundmachen und Zufriedenheit erzeugen?

Ich amüsiere mich immer wieder wenn man sieht das Unternehmen sich präsentieren wie Modells bei Misswahlen.
Auf die Frage nach den Zielen folgen oft schon als erstes Statements, die auch auf einer anspruchsvollen politischen Veranstaltung passen würden. Treuschwüre zur ökologischen und sozialen Verantwortung und Zielsetzung schweben im Raum, das Unternehmen wird ein Platz mystischer Rituale, das Modewort Nachhaltigkeit darf nicht fehlen, am Ende fehlt nur noch – Weltfrieden?!

Tradition und Kultur prägen ein Unternehmen ganz entscheidend. Diese Dinge verändern sich, passen sich an, können zerstört und beschädigt aber auch bewahrt, gefördert oder entwickelt, aber eben nicht verordnet werden.
Sie entstehen in der Weise, in der die Menschen und der jeweilige Betrieb eine gelungene Balance gefunden haben, eine faire und funktionierende Symbiose, um die jeweiligen Ziele optimal zu erreichen.

Das klingt fürchterlich nüchtern und wenig pathetisch, aber ich glaube daran das die Individuen, die Einzigen sind die einen Sinn in dem was und wie sie etwas machen erschaffen und erkennen können. Ein Kollektiv, egal ob Gesellschaft oder Betrieb kann und sollte das nicht vorgeben.
Menschen kann man nicht entwickeln, man kann sie aber so führen, dass sie sich entwickeln! Sie dazu befähigen das ist ein schönes Ziel. Ob sie sich aber entwickeln wollen liegt ganz bei den einzelnen Menschen. Das ist die deprimierende Botschaft für alle Berater die, glauben den Zauberstab hierfür verkaufen zu können.

Kein Zauberstab zur Sinnsuche….

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