Manchmal erscheint es fast einfacher durch eine gezielte Zuspitzung Widerspruch zu erzeugen und Selbstheilungskräfte zu wecken.
Erfolgreich setze ich diese Strategie nicht zu oft, aber hin und wieder bei Diskussionen ein. Versuchen sie mal die Akteure in unserem Bildungssystem von Verbesserungen oder Veränderungen zu überzeugen. Sie erleben erstaunliche Widerstandskräfte und viele Erläuterungen warum so viel nicht geht!
Wenn sie sich aber überschwänglich für die enorm vielen außerordentlichen jungen Leute bedanken, die von unserem Bildungssystem an die Betriebe gegeben werden, wenn sie von der großen Selbständigkeit, der vorbildhaften Sebstmotivation, der Teamfähigkeit, von dem Wissen um Prozesse und Lernprozesse sowie der ausgeprägten Reflexionsfähigkeit schwärmen, spätestens dann ernten sie nicht nur Kopfschütteln. Die Anwesenden werden zuerst einmal fragen was um Gottes willen sie für Medikamente nehmen und von welchem Bildungssystem sie reden.
Und schwupp – sind sie in einer Debatte, die sie sich gewünscht haben.
Ähnlich ergeht es Ihnen mit Führungskräften.
Kennen Sie auch die müden Augen, wenn sie schon wieder über ein ideales Führungsleitbild referieren? Versuchen sie es doch einmal umgekehrt mit folgenden 10.Regeln für Führungskräfte.
Liebe Führungskräfte. Lasst euch nicht durch unzählige Ratgeber verunsichern. Haltet auch an folgende Regeln und ihr werdet sehen, dass der Job wieder Spaß macht:
1. Leistung durch Druck
Erzeugen sie einen ständig wachsenden Leistungsdruck. Lassen sie sich nicht durch Hinweise auf zu wenig Kapazität, Überforderung oder ähnliche Ausreden ein. Das verwirrt sie nur. Mitarbeiter brauchen Verlässlichkeit in einer komplexen Welt. Sie sind der Fels in der Brandung, sie sind für ihre Mitarbeiter verlässlich, indem sie beständig den Kessel auf Hoch, – bzw. Überdruck halten.
2. Widerspruch
Modern ist es heute, wenn kritische Mitarbeiter gefordert werden die auch widersprechen sollen. Lassen sie solche Quertreibereien erst gar nicht zu. Dulden sie keinen Widerspruch. Die Mitarbeiter wollen (siehe Pkt. 1) Sicherheit und Verlässlichkeit. Machen sie den „Erdogan“, indem sie grundsätzlich immer recht haben. Das erzeugt Glück und Sicherheit. Widerspruch untergräbt ihre Autorität und macht sie und die Mitarbeiter unglücklich.
3. Verantwortung
Modern soll es auch sein Verantwortung zu übertragen. Lassen sie sich nicht irritieren. Sie tun der Gesundheit der Menschen einen Gefallen wenn sie das tunlichst vermeiden. Mitarbeiter können nicht mit Verantwortung umgehen. Sie leiden darunter. Burnout ist eine Folge dieser verfehlten Führungspolitik. Mitarbeiter fühlen sich gut, wenn sie wissen, dass sie zu ihnen als Führungskraft aufsehen dürfen und sie für ihre Mitarbeiter alles entscheiden.
4. Lob und Anerkennung
Loben sie bitte nicht. Dies führt in Folge nur zu Frustration und Demotivation. Wenn sie loben erwarten die Mitarbeiter etwas. Dies führt bei ihnen als Führungskraft zu Verärgerung, das merken dann wiederum die Mitarbeiter und damit geht es beiden schlechter. Deshalb lassen sie das loben. Bleiben sie cool und gleichgültig – so mögen es die Mitarbeiter und sie sind authentisch. Auch bei der Anerkennung oder Neudeutsch „Wertschätzung“ sollten sie extrem vorsichtig sein. Zu viel Gefühlsduselei macht Mitarbeiter überheblich und faul.
5. Information
Die Menschen werden heute mit so vielen Informationen überschwemmt. Tragen sie nicht dazu bei. Warum Entscheidungen durch sie als Führungskraft getroffen wurden, oder welche das sind, das geht Mitarbeiter doch gar nichts an. Sie werden durch dieses Wissen doch nur verunsichert?! Mit ihrem Partner müssen sie sicherlich offen kommunizieren, so etwas braucht es im Arbeitsleben aber nicht.
6. Versprechen
Machen sie durchaus Zusagen. Sie stellen ihre Position und Macht damit unter Beweis, dass sie diese Versprechen nicht einhalten müssen. Es gibt kaum eine bessere Präsentation ihrer Stärke. Die Mitarbeiter strengen sich dann noch mehr an weil sie versuchen werden das die nächsten Zusagen eingehalten werden. Nicht eingehaltene Zusagen sind ein wichtiges Führungsinstrument!
7. Militärisch laut
Haben sie schon einmal erlebt das im Militär mit ruhiger Stimme überzeugt wird? Denken sie mal an ihren Grundwehrdienst. Die besten Einheiten funktionieren, wenn sie zusammengeschrien werden. Das freut die Mitarbeiter und ist spannend. Wenn ein Mitarbeiter Fehler macht, dann müssen sie laut werden. Nur so sieht und hört die ganze Umgebung ihre Autorität und Konsequenz. Mit einem solchen Verhalten werden sie Wiederholungen eines solchen Fehlers garantiert vermeiden!
8. Einfach bleibt einfach.
Glauben sie nicht an das Märchen des lebenslang lernenden Mitarbeiters. Das ist ein Irrglaube und kostet nur Geld und Gesundheit. Schicken sie Mitarbeiter nur auf spezielle Seminare für ihr eigenes Aufgabengebiet, dann kommen diese auch nicht auf dumme Gedanken, sich woanders zu bewerben. Sie vermeiden auch Unzufriedenheit, wenn sie ihre Mitarbeiter daran hindern, ständig an sich zu arbeiten. Dies führt zu der Erwartungshaltung bei den Mitarbeitern selber beeinflussen zu können, was aus einem wird und dies muss quasi automatisch zu Frustration führen. Also reduzieren sie die Möglichkeiten zu Qualifikationen auf ein Minimum.
9. Schlechtes Betriebsklima kommt nicht von ihnen!
Für miese Stimmung sind ausschließlich die Mitarbeiter, der Betriebsrat oder ggf. die „da oben“ schuld. Nicht sie. Lassen sie keinen Zweifel aufkommen, sie machen alles richtig!
10. Erwarten sie Demut und Dankbarkeit
Sie sollten den Mitarbeitern jeden Tag sagen das sie doch froh und glücklich sein können bei ihnen und unter ihrem Kommando arbeiten zu dürfen. Ihre Mitarbeiter sind ihnen durch ihr vorbildliches Verhalten als Führungskraft zu Dank verpflichtet. Sie machen alles richtig und dies zeigen sie auch.
Mit diesem Ratgeber sollten sie es schaffen – oder?
Fazit: Ein solches Buch mit derlei Ratschlägen gibt es offiziell zwar nicht. Irgendwie scheinen aber enorm viele heimliche Ratgeber am Werk zu sein, die genau diese Tipps weitergeben.
Das Lachen über diese ironischen Tips bleiben im Halse stecken, wenn man sich vergegenwärtigt in wie vielen Betrieben dies eine realistische Sachstandbeschreibung der gegenwärtigen Realität ist.