Wenn man sich die aktuellen zum Teil irrationalen Debatten vermeintlich moderner Menschen über die Flüchtlingstragödien anhört, kann einem Angst und bange werden.
Die einen bedienen sich einer Sprache und verwenden Begriffe, die zuletzt vor ca. 80 Jahren unseren Kontingent in ein gigantisches Unglück gestürzt und in eine Hölle für Millionen von Menschen verwandelt haben.
Die anderen idealisieren die aktuelle Situation als kulturellen Zuwachs. Sie vergessen dabei offenbar das diese geflüchteten Menschen nicht zu unserer Belustigung oder Bereicherung zu uns kamen, sondern aus Verzweiflung und aus Not. Sie übersehen auch geflissentlich die vielen Fragen der Menschen in unserem Land nach einer Strategie in dieser Frage.
Es ist doch zwingend notwendig darüber zu sprechen und nachzudenken, wie man die Flüchtlingsströme beendet. Und dies nicht weil es um unseren Wohlstand geht! Warum flüchten denn die Menschen zu Hunderttausenden? Sie fliehen vor Terror, Gewalt, vor Tod und einer völligen Perspektivlosigkeit. Und der beste Weg die Millionen von Menschen vor einem erzwungenen Verlassen ihrer Heimat zu bewahren, ist die systematische und langfristig angelegte Bekämpfung der Fluchtursachen. Das wird Kraft, Zeit, Mut und viel Geld verlangen.
Wir brauchen keine Abschreckungsplakate, wir brauchen Hoffnungszeichen vor Ort, das es sich lohnt, an eine Chance in der Heimat zu glauben.
Die politischen Lagerdebatten in den großen Parteien lassen leider der Klugheit und Vernunft, mit der man an diese Fragen herangehen müsste, kaum Luft und Raum.
Die tatsächliche Gefahr für unsere Demokratie und damit auch unsere Gesellschaft besteht nicht vorrangig aus den Menschen, die als Kriegsflüchtlinge zu uns kommen.
Das diese in der Zeit, in der sie bei uns leben, unsere Form des Zusammenlebens akzeptieren und sich entsprechend integrieren müssen, daran besteht doch kein Zweifel. (Schön wäre es natürlich auch, wenn sie die Chance hierzu auch tatsächlich bekämen).
Die Gefahr entsteht aber sehr wohl durch die offensichtliche Unfähigkeit der Staatengemeinschaften, Ursachen und Wirkung anerkennen zu wollen und in einen vernünftigen Kontext zu bringen.
Durch diese bewusste Blindheit wollen wir leider auch nicht erkennen, was für eines Kraftaktes es bedarf, um die Bedingungen auf der Welt so zu ändern, dass nicht mehr Millionen von Menschen auf der Suche nach einem erträglichen Leben sind.
Es ist doch völlig unsinnig über Obergrenzen oder Kontingente zu philosophieren, wenn die Flüchtlinge keine andere Chance als die Flucht haben. Wer glaubt denn allen Ernstes daran das eine Mutter oder ein Vater zuschauen das ihre Kinder von einer Kriegsmaschinerie, Hunger oder lebenslangem Elend vernichtet werden? Wenn ich an der Stelle dieser Menschen wäre, würde ich mich für solche Begrifflichkeiten wie Obergrenzen oder Kontingente nicht interessieren.
Wie wollen wir diese Menschen denn aufhalten? Elendig krepieren lassen an unseren EU Außengrenzen, abgehalten durch Stacheldraht und schwerbewachten Grenzen? Wollen wir so eine Zukunft?
Die Gefahr für unsere Demokratie besteht aber auch aus den Menschen, die mit Angst Politik machen (Zitat: AfD Alexander Gauland: Die Flüchtlinge sind ein Glücksfall für uns). Neben den kaum auszuhaltenden rechtsradikalen Rülpsern und Hasspredigten eines thüringischen AFD Vorsitzenden Höcke sind solche entlarvenden Sätze nicht nur unmenschlich, sondern auch zutiefst demokratiefeindlich.
Es gibt einen wunderschönen Satz in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, der das Wesen einer humanen Demokratie beschreibt:
„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit.“
Die Anerkenntnis der Gleichheit, Freiheit und der Würde des Menschen (Ebenfalls deutlich definiert in unserem Grundgesetz) ist die Basis auf der unsere Gesellschaft existiert. Stellt man dieses Recht eines Menschen in Frage, stellt man nicht nur die Werte und die Moral, sondern auch die wesentlichsten tragenden Elemente der Demokratie in Frage. Das sollte sich jeder Fahnenschwingende vermeintlicher Patriot vor Augen führen.
Wir brauchen zur Lösung der millionenfachen Flüchtlingsströme auf der Welt eine große und langfristige Lösung der Staatengemeinschaften.
Dies beinhaltet in unserem Land den Kraftakt der Integration derer die für immer bei uns bleiben, aber auch den Aufbau und die Förderung von Demokratie und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit in den Herkunftsländern, – damit Zukunft dort eine Chance hat.
All jene, die es gut mit uns und unserem Land meinen, die dankbar dafür sind in was für einem Frieden, in was für einem Wohlstand wir leben dürfen, die wissen das wir ganz sicher nicht an zu viel Menschlichkeit zugrunde gehen werden.
Wir können aber sehr wohl uns selber und allen nachfolgenden Generationen durch unkluges, unvernünftiges, unmenschliches und egoistisches Handeln schlimmen Schaden zufügen.