Aktuell gibt es einen Song der Gruppe Silbermond, der davon handelt, wie vorteilhaft es für das Leben sein kann mit „leichtem Gepäck“ unterwegs zu sein.
Viele Dinge, die wir heute besitzen und auf die wir meinen nicht verzichten zu können erweisen sich bei näherer Betrachtung tatsächlich als entbehrlich.
Besitz, eine komfortable Umgebung, Bequemlichkeiten und anderes führen dazu, das ein möglicher Verlust derselben uns daran hindert Entscheidungen zu fällen, die wir einerseits vielleicht gerne treffen würden, vor deren Konsequenzen wir uns aber fürchten. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir alle eine extrem weitgehende Freiheit für alle unsere Entscheidungen haben.
Das verbreitete Jammern oder der Frust über Umstände, Bedingungen o.ä sind letzten Endes Klagen darüber, dass wir eine Entscheidung gefällt haben. Wir akzeptieren letztendlich diese Dinge, wie sie sind, weil uns der Preis dafür, z.B eine Arbeitsstelle an der man sich nicht wohl fühlt aufzugeben, zu hoch ist.
Wir akzeptieren den Umgang mit Menschen die uns ärgern, weil wir den Konflikt und möglicherweise den finalen Bruch scheuen. Wir zahlen mit Lebenszeit für materielle Dinge wie Haus, Urlaub, Auto etc. die wir uns zulegen aber die ihren Preis fordern. Dieser Preis kann auch der vermeintliche Verlust der völligen Entscheidungsfreiheit sein. Das ist auch völlig in Ordnung, man muss sich nur darüber im klaren sein das keiner außer uns selbst diese Entscheidungen fällt. Diese fortwährende Erkenntnis muss nicht zwingend, kann aber sehr wohl zu einer größeren Zufriedenheit führen.
Heute Morgen war ein Mitarbeiter bei mir, der den praktischen Inhalt meiner theoretischen Ausführungen aufgezeigt hat. Er gibt eine sichere Arbeitsstelle, ein stabiles und funktionierendes Umfeld auf und geht für 2 Jahre auf den „verlorenen Kontinent“ Afrika. Dort will er weitgehend ehrenamtlich an einem ehrgeizigen Aufbauprojekt einer Kommune mitarbeiten. Eine Schule, ein Krankenhaus und eine entsprechende Infrastruktur sollen dort entstehen und er möchte dabei helfen. Bewunderung macht sich breit und auch zugegebenerweise ein klein wenig Neid. Er wird als reicher Mensch zurückkommen. Seine materiellen Güter werden fehlen, aber eine solche Entscheidung zu treffen, macht die beeindruckende Autonomie eines Menschen sicht,- und spürbar. Er wird Erfahrungen gewinnen, die sein weiteres Leben beeinflussen werden. Er wird den Satz, ich bin Herrscher über mein Leben, mit einem ganz speziellen Inhalt gefüllt haben. Ob ihm das heute in jungen Jahren schon richtig bewusst ist, weiß ich nicht.
Ich möchte jetzt nicht falsch verstanden werden.
Nicht jeder muss, kann oder sollte eine ähnliche Entscheidung fällen. Aber es stand eine tiefe spürbare Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, in dem Gesicht des jungen Mannes. Dies wird immer das beherrschende Gefühl sein, wenn man sich bewusstmacht, dass die richtungsgebenden Entscheidungen, die man fällt, stets die eigenen sind. Kein anderer ist dafür verantwortlich zu machen.
Ob wir diese Entscheidungen mit leichtem oder schwerem Gepäck machen (siehe Liedtext) und glücklich damit sind, mag jeder für sich entscheiden. Nur jammern sollte man darüber nicht.