Viele meiner sozialdemokratischen Parteifreunde diskutieren auf fast allen Kommunikationskanälen öffentlich ihre Meinungen über die Zukunft der SPD. In einer sehr verkürzten Debatte wird alles politische Elend und die miesen Umfragewerte auf Hartz 4 reduziert. Eine stark veränderte Struktur unserer Gesellschaft, eine elementar veränderte Kommunikationslandschaft und eine völlig neue andere politische Welt um uns herum spielen offenbar keine Rolle?! Irgendwie ärgert mich diese monokausale Analyse.
- Warum sollten die Menschen eine Partei unterstützen, wenn wir nicht einmal den Mut und die Courage besitzen zu ehemals getroffenen Regierungsentscheidungen zu stehen?
Vielleicht war die Hartz Gesetzgebung ein Fehler?
Vielleicht hat sie aber auch unsere Volkswirtschaft in der damaligen Krise gerettet? Wer kann dies heute schon abschließend beantworten?
Selbstverständlich kann eine getroffene Entscheidung überprüft und verändert werden. Auch ich bin der Meinung das etliche Regelungen aus der damaligen Gesetzgebung deutlich verändert werden müssen. Aber heute über eine damals getroffene sozialdemokratische Krisenentscheidungen herzufallen und diese pauschal zu verurteilen ist falsch. Es ist darüber hinaus völlig sinnlos, politisch schädlich und strategisch ein schwerer Fehler. Die Ausgangslage waren damals 5 Mio. arbeitslose Menschen und eine veritable Weltwirtschaftskrise.
Es waren Entscheidungen notwendig. Unser Land ist durch unpopuläre und mutige Entscheidungen besser als viele andere durch diese schwere Zeit gekommen. Dies wird immer wieder vergessen. Unser heutiger Wohlstand basiert darauf. Warum erntet die SPD nicht die politischen Früchte dieser Zeit und passt die damalige Gesetzgebung umgehend an die veränderten Bedingungen an?
Warum sollten Menschen eine Partei unterstützen die nicht zu seinerzeit getroffenen Entscheidungen steht? - Warum sollen die Menschen eine SPD unterstützen deren Mitglieder der eigenen Partei Kompetenzen öffentlich absprechen und mit offensichtlicher Lust am Untergang jede Umfrage mit entsprechenden masochistischen Kommentaren nur noch schlimmer machen?
- Warum sollen die Menschen eine Partei unterstützen die so viel Energie mit der Selbstbeschäftigung aufbringt?
Wer glaubt denn allen Ernstes, dass die innere Erneuerung einer Partei die realen Menschen (außerhalb der akademischen Zirkel) tatsächlich interessiert?
Die die das glauben, ahnen gar nicht wie wenig die Menschen dies interessiert.
Sie irren sich so gewaltig, weil sie in ihrer eigenen Filterblase festsitzen.
Die meisten Menschen wollen eine Partei die sich nicht ununterbrochen mit sich selber, sondern mit den real vorhandenen Problemen und Sorgen der Menschen auseinandersetzt.
Die Wähler wollen eine Partei die eine verständliche Sprache spricht und die selbstbewusst ist. Menschen wählen sich keine Führung aus verunsicherten Jammerlappen!
Walter Gehlfuß, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Thyssen Nordseewerke Werft hat dies einmal typisch ostfriesisch auf den Punkt gebracht:
Well as Pannkook ansehn word,
un sük as Pannekook verhollt,
de word ok as een Pannekook upfreten.
(Deutsche Übersetzung: Wer als Pfannkuchen angesehen wird und sich wie ein Pfannkuchen verhält, der wird auch als Pfannkuchen gegessen)
Auf Platt hört sich dies einfach besser an 🙂 und die SPD sollte aufhören sich wie Pfannkuchen zu benehmen.