Projektionsflächen

Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen den Vorgängen um Martin Schulz und Friedrich Merz. Irgendwann tauchen Akteure abseits des aktuellen Politikbetriebes auf und werden quasi über Nacht zu „Heilsbringern und Hoffnungsträgern.
Gewaltige Projektionsflächen bilden so plötzlich auftauchende Kandidaten.
Bei dem Martin Schulz Hype sollte dieser die alte heile SPD Welt wieder zurückbringen.
Bei Friedrich Merz sind es die Sehnsüchte nach einer alten konservativen CDU.
Beide Fälle gleichen sich auf fast unheimliche Art und Weise.
Der gigantische aufgeregte Medienrummel, die Kommentare und Sondersendungen.

Doch genügen Medienrummel und Neuigkeitswerte, die Distanz zur aktuell wenig glücklich dargestellten, konsequenten und zielgerichteten Politik, als zukunftsfähiger Gegenentwurf?

Bei der damaligen Publicity um Martin Schulz habe ich mich sehr schwer getan dort mit einzustimmen. Tatsächlich verkörperte er für viele Parteimitglieder etwas, was er einfach nicht einhalten konnte. In einer extrem komplexen Umgebung, einer immer differenzierteren Gesellschaftsstruktur und zunehmend globalisierten Welt sollte er wie in den „guten alten Zeiten“ den sozialen Aufstieg aller und das wärmende „Soziale Gemeinschaftsheim Deutschland“ wieder reorganisieren.

Sobald diese Projektionsfläche im Realitätscheck zwangsläufig Brüche bekommen musste, fiel die Lichtgestalt in sich zusammen.
Genauso ergeht es momentan Friedrich Merz. Was ich alles schon gelesen habe. Merz stehe für die Urkonservative Union der alten Bundesrepublik. Für die alten (?) Werte, für die unverbrüchliche Wirtschaftsnähe, für Sicherheit usw. usw.

Martin Schulz konnte die Hoffnungen der SPD gar nicht erfüllen. Er konnte in einer veränderten Welt nicht wieder eine Reise in die Vergangenheit machen. Und genauso wenig wird dies Friedrich Merz gelingen. Es dürfte noch nicht einmal sein Ziel sein. Die gesellschaftliche Liberalisierung und die Folgen der Globalisierung lassen sich ohne den Verlust der Mitte einer veränderten und differenzierten Wählerschaft nicht zurückdrehen. Und auch wenn ein „Wirtschaftsversteher“ als möglicher CDU Chef in vielen Industrieclubs gefeiert wird. Er wird kaum erfolgreiche Politik gestalten können, wenn er nicht das Gefühl der sehr vielen Menschen bedenkt die von der wirtschaftlichen Entwicklung zunehmend abgehängt werden?!

Sollte Friedrich Merz tatsächlich, wie seinerzeit Martin Schulz zum Parteichef gewählt werden, dann ist zu befürchten das ab demselben Tag, durch die stattgefundene Überhöhung der Erwartungen, wiederum eine Projektionsfläche für nicht zuende gedachte Hoffnungen in sich zusammenbricht.

Und wieso sollte uns dies Sorge bereiten?

Weil mit jedem so medial gepuschtem und nachher enttäuschtem Hype, die Entfremdung der Menschen zur Politik wächst und wir einen Nährboden für Populisten bilden?!

Projektionsflächen

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