Die nachfolgende Meldung lässt schon am frühen Morgen Zorn entstehen!
DONNERSTAG, 29. NOVEMBER 2018
FRANKFURTER RUNDSCHAU
Griechische Putzfrau aus Haft entlassen
Fall wird neu aufgerollt
Von Gerd Höhler
Es war ein Urteil, das ganz Griechenland empörte: Für zehn Jahre sollte die 53-jährige Putzfrau Dimitra ins Gefängnis, weil sie bei ihrer Einstellung Mitte der 1990er Jahre ein manipuliertes Schulzeugnis vorgelegt hatte. Nach drei Wochen Haft konnte sie am Mittwoch das Gefängnis vorerst verlassen. Ein Berufungsgericht ordnete ihre Freilassung an, bis der Oberste Gerichtshof neu über den Fall entscheidet.
Die Frau, die als eines von neun Geschwistern in einem Waisenhaus aufgewachsen war, hatte die Grundschule nach dem fünften Jahr verlassen. Ihrem Arbeitgeber, einem städtischen Kindergarten in der Hafenstadt Volos, legte sie jedoch seinerzeit ein gefälschtes Zeugnis vor, das ihr sechs Jahre Schulbesuch bescheinigte – das Minimum für eine Einstellung als Reinigungskraft im öffentlichen Dienst Griechenlands. In erster Instanz wurde die Frau vor zwei Jahren wegen Urkundenfälschung zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Berufungsgericht reduzierte die Strafe Anfang November auf zehn Jahre Haft. Von ihrem Lohn ernährte die Frau über 20 Jahre ihren behinderten Mann und ihre Töchter.
Das Urteil löste einem Sturm der Empörung aus – nicht zuletzt deshalb, weil in Griechenland jüngst mehrere Staatsbedienstete, die Examen gefälscht hatten, freigesprochen wurden und ihre Stellen behalten durften.
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Auch durch solche abgehobenen Urteile entsteht Unfrieden!
Nichts, dem die Gerechtigkeit mangelt, kann moralisch richtig sein.
(Marcus Cicero)