Quo vadis – Iran/ China/ Jemen/ Afrika/ Flüchtlinge/ Europäische Union/ Radikalität/ …….
Wie wollen die politisch Verantwortlichen in einer von immer mehr Konflikten zerrissenen Welt noch zu klugen Lösungen kommen?
Der nur Schlagzeilen produzierende, twitternde Mensch ist eine Fehlentwicklung der Evolution.
Wie kann es sein, dass die Kunst der Diplomatie eine vom Aussterben bedrohte Fähigkeit zu werden scheint?
In meiner Ausbildung wurde mir von meinen alten Lehrern u.a folgendes „eingetrichtert“.
Ein kluges Leben besteht aus vielen Erfahrungen, aber insbesondere aus einigen sorgsam durchdachten, konsequenten Haltungen. Diese Haltungen und Werte bilden quasi das Fundament für unser Leben.
Da sich die Umgebungsbedingungen allerdings fortlaufend ändern, müssen Ziele (anders als die Haltungen) immer wieder neu definiert und angepasst werden.
Um die eigene Meinung, den jeweiligen Standpunkt zu verbreitern und andere davon zu überzeugen, wird heute immer lauter und aufmerksamsheischender in den sozialen Medien getrommelt. Es gerät in den Flutwellen der Facebook Postings, den Twitter Tweeds, dem allseits lärmenden digitalen Schlagabtausch immer mehr in Vergessenheit, welchen Wert die gegenseitige Achtung und der gemeinsam errungene Kompromiss zwischen uns so unterschiedlichen Menschen hat.
Ein wertvoller nachhaltiger Erfolg, benötigt viel mehr als nur Aufmerksamkeit und möglichst viele Likes…. Die besten Lösungen brauchen oft viel Zeit, große Nachdenklichkeit, viel Geduld, und eine ausgeprägte Kompromissbereitschaft.
Eine erfolgreiche verantwortliche Diplomatie ist deshalb langsam und abwägend. Sie legt Wert auf Gleichgewicht und Balance.
Alles Dinge die in der heutigen nach Schlagzeilen und sofortigen Skandalen gierenden dauererregten Welt als völlig uncool gelten.
Die Geschwindigkeit der sich hochschaukelnden Meinungen in den Echokammern der eigenen Anhänger und die eigenen Überzeugungen sind oft wichtiger als der Austausch und der Kompromiss mit andersdenkenden.
Dass ein Ausgleich, der berühmte Mittelweg, ein fruchtbarer und unverzichtbarer Boden für unsere demokratischen Gesellschaften ist, wird in dem Dauerbeschuss der sogenannten Sozialen Medien, fast vergessen.
Kluge, verantwortliche diplomatische Arbeit ist das komplette Gegenteil von dem heute üblichen „Selbstverwirklichungstwitterfacebookmarktplatzgeschrei“.
Keinem meiner Lehrer wäre seinerzeit in den Sinn gekommen anzunehmen, dass es eine quasi „Selfie Liveberichterstattung“ von wichtigen Verhandlungen geben würde.
Die heutige Art Politik zu betreiben wird tatsächlich zunehmend mehr, ein fast schon pervers anmutendes Gegenstück zu den jahrhundertealten Erkenntnissen diplomatischer Klugheit.
Die Autokraten dieser Welt beherrschen nur ein Mittel – maximaler Druck. Der Grundgedanke: Es gibt nur einen Sieger und dementsprechend einen Verlierer. Eine Psychologie wie aus der Steinzeit.
Die Geschichte zeigt an vielen Beispielen, dass eine Weiterentwicklung nur dann möglich wird, wenn wir die Befindlichkeiten der jeweiligen Gegenseite sensibel und umfassend ausloten. Wenn wir diese kennen, akzeptieren und berücksichtigen.
Erfolgreich wird man nicht durch die bedingungslose Kapitulation des Verhandlungspartners. Erfolg bedeutet möglichst viel der eigenen Standpunkte durchgesetzt zu haben, aber dem Gegenüber den Erfolg zu gönnen.
Ihm seine Ehre zu bewahren und auch strahlen zu lassen. Hierzu braucht es mentale innere Stärke, Zurückhaltung und Geduld. Dies sind die wesentlichsten Merkmale von erfolgreicher Diplomatie.
Schaue ich heute in die Nachrichten unserer Welt, betrachte viele Debatten in unserem Land oder auch in viele Betriebe, so vermisse ich diese alte Kunst der klugen Diplomatie immer öfter!