Erfahrung ist ein langer Weg und eine teure Schule

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Der Corona Virus wird irgendwann besiegt sein. Was wird von dieser Zeit bleiben? Trauer bei denen, die Menschen an diese Krankheit verloren.
Dankbarkeit bei denen, die verschont wurden oder die Krankheit überstanden haben.
Trauer, Wut und Verzweiflung bei all denen, die in Folge des Stillstandes unseres Landes ihre Existenz verloren.  Dieser Virus wird irgendwann verschwunden sein. Hoffentlich hinterlässt er bei uns keine gesundheitlichen und zu starken wirtschaftlichen Schäden.

 

Bild Ewa Mazur/ 123rf.com

Doch auch wenn dieser Virus nicht mehr unser tägliches Leben bestimmen wird, unsere Erfahrungen mit dieser Zeit, die bleiben uns erhalten.
Die Welt nach Corona wird nicht mehr dieselbe sein wie vor dieser Krankheit. Vieles wird sich ändern. Vieles Alte wird schneller vergehen und Neues schneller kommen als gedacht.

Nur das Wissen ist geistig und verklärt,
bis man es in der Realität erlebt und erfährt.
Erfahrung wächst sodann heran,
so nutze beides oft – und nicht nur dann und wann.

Einige alte Worte aus einer „Dichterphase“, die ich schon mehrfach auf Karten geschrieben habe.  Warum jetzt eine solche Zeile in diesem Gedankensplitter?

Corona traf auf eine wissende Welt. Wir wussten um unsere Anfälligkeiten.
Wir wussten um die Gefahren.
Wir wussten, dass wir viele Dinge (wie z.B den Gesundheitssektor) aus Kostengründen dicht an den Abgrund gefahren haben. Wir wussten um unsere unzureichenden internationalen Abstimmungsprobleme bei großen Krisen.
Und doch erst jetzt erfahren wir unmittelbar, wie sinnlos und tödlich der Besitz von Wissen, ohne daraus resultierendes Handeln tatsächlich sein kann.
Wir müssen offenbar immer erst Erfahrungen machen – nur dann ändern wir uns.
So erleben wir es bei der Klimafrage und bei der Corona Pandemie.

So machen wir heute unsere Erfahrungen – doch was machen wir später daraus?

  • Wir erleben mehr freundliche und zuvorkommende Menschen, als wir gedacht hätten. Wir denken oft die Welt und die Menschen sind alle verrückt geworden. Die schlechten, bösen und absonderlichen Menschen sind nicht die Mehrheit. Wir übersehen in dem täglich brüllenden Medientornado das es viel mehr beeindruckende, mutige und selbstlose Menschen gibt.
    Vergessen wir dies nach der Krise wieder?
  • Was habe ich mich immer heftig mit Impfgegnern gestritten. Sie waren so gegen Impfungen, denn die Toten waren weit weg. Sie kannten diese nicht. Plötzlich sind sie selber und ihre Familien betroffen. Wie werden wir nach Corona über Impfungen diskutieren? Müssen wir erst Nahtod Erfahrungen machen, um klug zu werden?
  • Die Diskussion über Internet und Breitbandverbindungen in ländlichen Regionen war bisher kein Massenthema. Doch noch nie fühlte man sich auf dem Land und in älteren Siedlungen abgeschnittener von der Welt als heute. Werden wir uns nach der Corona Zeit die zahlreichen Entschuldigungen und Scheinargumente gegen einen massiven Netzausbau noch so gefallen lassen?
  • Viele Firmen erleben ihre Abhängigkeit und Hilflosigkeit, weil ihre IT nicht mehr läuft und der Support zuhause ist. Weil sie eine Cloud bis heute für einen Teil des Wetterberichtes hielten. Wie werden wir morgen darüber sprechen?
  • Die bisherigen Selbstverständlichkeiten gibt es derzeit nicht mehr. Eben schnell zur Bank, zum Arzt, zum Friseur. All das was den Tag ausgefüllt hat, wie das tägliche Atemholen, ist plötzlich nicht mehr da.
    Wer hat schon jemals in seinem Leben darüber nachgedacht in einen Toilettenpapiermangel zu geraten? Wer hätte es für möglich gehalten das Nudeln, Mehl und Hefe nicht mehr zu bekommen sind?
    Das der Urlaub, der schnelle Restaurantbesuch, das Kino oder das Theater Dinge wurden, die plötzlich unkalkulierbar und unplanbar geworden sind. Wie werden uns diese Erfahrungen verändern? Werden wir solche „Erlebnisse“ mehr wertschätzen, als dies heute der Fall ist?
    Und, um auf das Toilettenpapier zurückzukommen, werden die Firmen ihre Logistik und Lagerhaltung überdenken?
  • Die Klage über eine immer schlechter werdende Arztversorgung auf dem Land war bisher, geben wir es doch zu, eine Debatte, die bei vielen jungen Leuten auf der Nebenspur lief. Doch plötzlich trifft dieser Mangel an ärztlicher Grundversorgung nicht mehr nur fremde Omas und Opas. Unvermittelt ist die engste Familie betroffen. Die Kinder und Enkel, der Ehepartner. Wo ist Hilfe? Mit wem kann ich bei völlig überlasteten Notrufleitungen reden? Mit wem kann ich mich austauschen, wenn viele Arztpraxen noch mit Faxgeräten arbeiten?
    Wie diskutieren wir darüber nach Corona?
  • Wir wussten alle, dass wir unser Gesundheitssystem und unsere Krankenhäuser bis an den Rand des Abgrunds gewirtschaftet haben. Pfleger*innen, Ärzte, ja das gesamte System wurde aus Kosteneffizienzgründen an das absolute Limit gefahren. Von Reserven und Puffern keine Spur.
    Aufgrund dieser Entscheidungen, dem Wissen ohne Taten, sterben heute Menschen. Wie werden wir nach Corona darüber sprechen?
  • Und nicht nur bei Toilettenpapier gibt es Probleme. Viel schlimmer sieht es bei den Engpässen und Abhängigkeiten von Medikamenten und Schutzausrüstungen aus. Wie werden wir aus diesen Erfahrungen lernen?
  • Wie oft haben wir geklagt über Menschenmassen. Individualität und Distanzen waren angesagt. Und heute? Ich vermisse die Menschenmengen auf dem Wochenmarkt schon. Werden wir diese Bilder und unangenehmen Gefühle von ausgestorbenen Geisterstädten und Kommunen in Erinnerung behalten?
  • Wie viele kleine Händler werden sterben, weil die Paketdienste in diesen Wochen noch präsenter und allumfassender wurden?
    Werden wir verstehen, respektieren und bei unseren Einkäufen beherzigen, das die kleinen Läden auch nach Corona zu unserem Leben dazugehören? Werden wir diese mit aller Macht unterstützen oder die Bequemlichkeit der Paketdienste nicht mehr missen wollen?
  • Das hochgelobte Home-Office erweist sich vielfach als (ich komme auf die fehlende Internetversorgung zurück) gut klingende Worthülse. Weder die Netzwerke noch viele IT Systeme von Firmen waren auf diese neuen Anforderungen vorbereitet. Wie werden wir uns in der Zeit nach dem Corona Virus hierzu aufstellen?
    Werden wir Systeme in denen Teams nicht über externe Verbindungen zusammenfinden können als das Brandmarken, was sie sind. Hoffnungslos veraltet und nicht zukunftsfähig?!
  • Auch die Schulen und die Schüler*innen erleben den Unterricht aus einer ganz anderen Warte? Nach allem was ich höre, gibt es gute aber ebenso auch schlechte Erfahrungen. Werden wir diese Erkenntnisse nutzen, um generell über eine Entschlackung des Unterrichts nachzudenken? Indem wir eine gesunde Balance zwischen Präsenzpflicht und einer Wissensvermittlung mit Hilfe der neuen Techniken anstreben?
  • Wir erleben Künstler, die ihre erzwungene Distanz nutzen, um neue Formen des Präsentierens ihrer Kunst auszuprobieren. Werden diese Erfahrungen dazu führen das ganze Berufszweige ihre Existenz verlieren werden, oder sind dies Ansätze, um auch Gegenden abseits der Oberzentren einen neuen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen?

Wenn wir unsere aktuellen Erfahrungen nicht verdrängen und vergessen, werden sie uns helfen die Zukunft zu gestalten. Zukunft heißt Anpassung und Veränderung. Das ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen die nur immer zurückschauen werden die Zukunft verlieren.

 

Erfahrung ist ein langer Weg und eine teure Schule

Werft mit Verantwortung!

Es ist schon eine merkwürdige Situation. Seit Tagen rechtfertige ich mich immer und immer wieder dafür das wir auf der Meyer Werft versuchen den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Dabei ist die Ausgangslage doch eigentlich recht einfach.

Nach den ersten Anzeichen der Corona Krise griff bei uns der Pandemieplan. Alle Gremien und verantwortlichen Akteure auf der Werft waren an den umfangreichen Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt.

Der Gesundheitsschutz der Menschen steht über allem.

Die laufend verschärften Einschränkungen und der reduzierte Betrieb führen schon heute zu starken wirtschaftlichen Einbußen.

Demgegenüber stehen unsere Erkenntnisse zu den Auswirkungen einer kompletten Betriebsschließung. Es würde nach einer solchen Schließung sehr lange dauern die Werft wieder vollständig zu reaktivieren. Wie die Werft so etwas überstehen würde ist mindestens unsicher.

Aber ist es nicht auch ein Akt der gesellschaftlichen Solidarität, wenn Betriebe die dazu in der Lage sind versuchen den Betrieb aufrecht zu erhalten?

Größere Betriebe haben sehr viele interne Instrumente und Möglichkeiten wie z.B vielfältige Arbeitszeitkonten, Schichtsysteme, Urlaubsnutzungen.
Kleine Betriebe haben diese Möglichkeiten oft nicht.

Sehr viel Geld bringt unsere Gesellschaft zum Ausgleich der Krise auf.
Die Politik stemmt sich mit Macht gegen die Krise.
Doch machen wir uns doch bitte nichts vor! Dieses Geld wird nicht für alle ausreichen. Deshalb sollten alle Betriebe, die den gesundheitlichen Schutz der Menschen bei laufendem Betrieb gewährleisten können, auch so lange es geht weiterarbeiten.

Wir sind zu Recht immer stolz auf die immense Beschäftigungswirkung unserer Werft in Niedersachsen/ Deutschland und Europa. Doch jetzt fordern unsere Kritiker eine MEYER FIRST Politik? Wir sollen, ohne Rücksicht auf die Region und auf unsere vielen Partner, schließen. Viele Betriebe würden dies nicht überleben!

Deshalb ist der Versuch, den Betrieb trotz vieler Kosten weiter zu betreiben, ein Akt der Solidarität mit der Gesellschaft und mit unseren vielen regionalen Zulieferbetrieben.

Kritisiert wird unser Festhalten an den Mitarbeiter*innen der Werkvertragsfirmen.
Doch ist dieser Vorwurf fair und verantwortungsvoll?

Unsere Stammmitarbeiter haben eine Arbeitsplatzgarantie bis 2030!

Unsere Mitarbeiter*innen können zum Ausgleich von Kapazitätsschwankungen Zeitkonten und Urlaubsansprüche nutzen. Wir haben jetzt ganz aktuell einen innovativen Tarifvertrag und im schlimmsten Fall den Anspruch auf Kurzarbeitergeld.

Die Mitarbeiter von Werkvertragsfirmen können auf nichts dergleichen zurückgreifen. Sie kehren aus einem stillstehenden Land in ihre ebenfalls stillstehende Heimat zurück?

Sähe so ein europäisches Denken und Handeln aus? Wäre so etwas solidarisch?
Ohne die Werkvertragsmitarbeiter werden wir unsere Schiffe nicht fertigstellen können. Was tun wir, wenn wir nach einem kompletten Shut Down alles wieder schnell hochfahren müssen?

Unsere bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Menschen:

Der Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht an erster Stelle unserer Überlegungen.
Was haben wir neben dem täglichen sensibilisieren alles getan?

  • Wir entzerrten die Beginnzeiten der Arbeit um Stauungen an den Pforten zu vermeiden. Wie bei den Regeln für den öffentlichen Bereich, sind wir hierbei auf die individuelle Disziplin jedes einzelnen angewiesen.
  • Wir haben die Sozialräume und Kantinen geschlossen um Menschenansammlungen zu vermeiden.
  • Die Möglichkeiten zur Sicherstellung der Hygieneanforderungen wurden aufgestockt.
  • Die Mitarbeiter*innen werden über unsere Homepage informiert.
    Wir verteilen Informationsmaterialen und haben eine entsprechende Plakatkampagne gestartet.
  • Die Führungskräfte werden angehalten die konsequente Einhaltung aller Schutzmaßnahmen absolute Priorität einzuräumen.
  • Die tägliche Arbeitszeit wurde auf einen pausenlosen Block von 6 Stunden reduziert.
    Wie gleichen wir die fehlende Arbeitszeit aus?
    Auf der Werft gibt es verschiedene Zeitkonten.
    Mitarbeiter haben z.B persönliche Arbeitszeitkonten.
    In Vereinbarungen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft wurde aber auch ein „Arbeitgeberkonto“ eingerichtet. Dieses soll dazu genutzt werden um Schwankungen in der Auslastung auszugleichen. Und aus diesem Konto werden die fehlenden Zeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Corona Arbeitszeit entnommen.
  • Wir haben die anwesende Zahl von Angestellten in der Verwaltung und den Technischen Büros durch Home-Office Lösungen drastisch reduziert.
    Gerade die Technischen Büros müssen jetzt mit Hochdruck weiter arbeiten damit die Produktion nicht im Herbst durch fehlende Konstruktionsunterlagen zum Erliegen kommt. 

Zusammenarbeit mit Behörden und Kommunen:

Wir arbeiten intensiv und sehr gut mit allen verantwortlichen Behörden und Administrationen zusammen. Wir schätzen die Kompetenz dieser Mitarbeiter*innen. Unsere Transparenz und Offenheit werden dort, so nehmen wir es wahr, offenbar sehr wertgeschätzt.

Zusammenfassend:

Wir versuchen als Werft in dieser Krise mit einem sehr hohen Maß an ruhiger, sachgerechter Verantwortung die Gesundheit der Menschen zu schützen.
Unser Ziel ist es auch die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Region zu erhalten.
Mich ärgert ungerechte Kritik. Doch wir alle freuen uns aber über die vielen ehrlichen Solidaritätsbekundungen. Wir erleben so viel bewundernswertes Engagement in der Region. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir auch unseren regionalen Partnern in dieser Krise helfend beizustehen.

Unser Dank gilt allen Menschen die sich auf der Werft unglaublich engagieren und über ihre individuellen Grenzen hinausgehen.
Unser Dank gilt all jenen, die mit uns gemeinsam darüber nachdenken mit welch ungewöhnlichen und neuen Maßnahmen wir diese Krise überstehen. Dieses bewunderungswürdige Engagement und mühselige Arbeit von so vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von Führungskräften, Management, den Behörden und Verwaltungen in der Region finden sich nicht in den Titelzeilen der Medien wieder, wären es aber wert dort jeden Tag erwähnt zu werden.

Dies vielen positiven Erlebnisse verdrängen die zeitweise krawallige laute Kritik und demonstrieren, wie gut es unsere Werft doch mit unserer Heimat getroffen hat!

 

 

 

 

 

 

Werft mit Verantwortung!

Europa – das erste Corona Opfer!

 

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Was wir bei der Bewältigung der Corona Krise aktuell erleben, hätte sich sicherlich keiner von uns bis vor kurzem vorstellen können.
Anfangs wurden noch Witze gemacht, wenn man hustete oder nieste.
„Pass auf – gleich hast Du mehr Platz um Dich herum.“
Heute bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Die völlige Unplanbarkeit und Ungewissheit der vor uns liegenden Zeit wäre vor einigen Wochen unvorstellbar gewesen.

Urlauber sind vor dem Corona Virus ungerührt in Länder geflogen in denen Freiheit und Demokratie ein Fremdwort, Menschenrechtsverletzungen, Terroranschläge und Krieg an der Tagesordnung waren.
Es betraf ja immer nur die anderen? Heute muss man feststellen, dass alles anders ist. Der Virus und die mit ihm reisende Angst erreicht leider mehr als alle Appelle oder das Gewissen.

Ich empfinde einerseits die Krisenorganisation der Bundesregierung als wohltuend professionell. Gott sei Dank gibt es keinen Parteienstreit. Auch der ansonsten gerne immer mal wieder Dynamik bremsende Föderalismus hält sich hier in Grenzen.

Und doch erkennen wir in brutaler Offenheit den Zerfall staatlicher Gemeinschaften auf europäischer Ebene.

Jedes Land agiert für sich und jeweils anders. Als wenn der Virus sich an der Grenze anmeldet und sich in Deutschland anders verhalten würde als in Italien oder Frankreich. Ich nehme dies schmerzhaft wahr und denke, dass für mich im europäischen Denken und Fühlen nichts mehr so sein wird, wie es war.

Meine Frau und ich lieben das oftmals chaotische aber so warmherzige Italien.
Und ich bin glühender, überzeugter Europäer.
Dass es aber ausgerechnet China war, das als erstes Land dem notleidenden Italien zu Hilfe kam und praktische spürbare Hilfe mit der Lieferung von Atemmasken praktizierte, schmerzt wie in glühender Stahl in meinem europäischem Herzen.

Mein Europa stirbt gerade an Herzversagen in Folge eines Virus von um sich greifendem grassierendem Nationalismus und Egoismus.

Ich habe keine Erklärung dafür, warum die Staatenlenker aus Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich es nicht schafften oder es gerade jetzt als nicht notwendig erachteten, GEMEINSAM vor die Kameras zu treten und den europäischen Kampf gegen Corona solidarisch zu bestreiten?

Wenn wir schon zu Beginn der Krise so auseinanderfallen, wie wird es erst dann werden, wenn die Entwicklung voranschreitet?

Mit zugekniffenen Augen schauen wir in eine Zukunft, die wir uns nicht vorstellen können.

Wir begegnen einer neuen Herausforderung leider mit viel zu viel altem Denken und einer völlig überholten Ideologie von Nationalismus und Abgrenzung.

Es geht hier zuallererst um Menschenleben. Und diese Leben in den Ländern unserer europäischen Heimat sind nicht unterschiedlich wichtig.
Wenn nicht bei diesem Thema zum Schutz der Menschen, wo denn sonst wäre Einigkeit, Zusammenschluss und eine gemeinsame europäische Strategie machbar und notwendig gewesen?

Wenn bei dieser ersten Herausforderung schon der nationale Egoismus fröhliche Urstände feiert, wie wollen wir denn die menschlichen, die medizinischen aber auch die unzweifelhaften wirtschaftlich desaströsen Folgen der Corona Krise gemeinsam schultern?

Für mich gibt es als Konsequenz aus all den Geschehnissen der letzten Tage ein Europa vor der Corona Krise und es wird für mich ein Europa nach der Krise geben. Nichts wird in meiner politischen Betrachtung und Bewertung unseres Kontinents jemals wieder so sein, wie es einmal war.

Europa – das erste Corona Opfer!

Date me up :-)

Einige Gedanken in der Mittagspause…

Schräge Blicke gehören für mich schon dazu, wenn „Meetings“ wieder einmal verlegt werden. Ich zücke mein Radiergummi und „entferne“ die Verabredung aus meinem Kalender.
Die Schnelligkeit der Löschtaste ist dem Radiergummi extrem überlegen.
Diese Leichtigkeit lässt uns aber auch leicht den Stellenwert einer Verabredung vergessen.
Die altmodischen Papierkalender begleiten mich schon ein Leben lang. In der Schulzeit waren die jeweiligen Schulstunden aufgeführt, die Tage und Zeiten für das Fußballtraining, die Hausaufgaben, oder der Konfirmandenunterricht.

Tagebücher waren etwas für Mädchen.
Meine Kalender waren eine wilde Mischung zwischen Notizbuch und Terminplaner. Ein einzigartiges chaotisches Sammelsurium von Notizen, Skizzen und losen Zetteln.
Wenn ich sie nur alle aufbewahrt hätte. Mottos und Bilder passend zur jeweiligen Lebensphase waren auf die Umschlagseiten geklebt. Und ich erinnere mich noch gut daran, das bestimmte langweilige Schulstunden dafür sorgten das eine Menge Skizzen und Kribbelzeichnungen entstanden.

Und an der Nutzung dieser mal kleineren, dann wieder etwas größeren Terminbücher hat sich auch nichts geändert. Sie wölben sich, dick angefüllt mit den tatsächlichen Kalenderblättern aber eben auch mit einer Vielzahl von Achterbahnnotizen. Mit Post it Zetteln und Einkaufslisten, die manchmal schon angegilbt sind.
Mit Zitaten und Denksprüchen die mir wichtig sind. Mit Visitenkarten deren Daten ich noch notieren muss. Bilder der Familie, der Kinder und Enkel sind enthalten und, ich gebe es verschämt zu, auch das eine oder andere Passwort.

Natürlich nutze ich auch das Smartphone bzw. den Computer für die Planung von Terminen und Aufgaben. Und doch hat die digitale Welt der Terminplaner etwas Flüchtiges in sich. Kann es sein das die Wertschätzung einer getroffenen Verabredung (Termin) mit der Leichtigkeit der Löschung oder des Verschiebens schwindet?

Mein ganz eigener individuell gestalteter Kalender stellt mein Leben dar. Er ist nicht sehr strukturiert aber mehr individuelles Unikat als Google, Outlook oder alle anderen Systeme dies je sein können.

Ich liebe es immer mal wieder alte Kalender zu sichten und mir die Termine und Erlebnisse die dort, manchmal sorgfältig oft aber in Eile gekritzelt stehen, zu vergegenwärtigen. Erinnerungen entstehen und erzählen mir eine Geschichte.

Und zu guter Letzt. Will ich eigentlich wirklich das digitale Netze und Großkonzerne wissen was und worüber ich nachdenke, wann ich mich mit wem verabrede? Ob und welche Arztbesuche ich mache? Selbstverständlich wären all diese Informationen weg, wenn ich tatsächlich mein Kalenderbuch verlieren würde.
Aber meinen Kalender kann keiner hacken 🙂

So weiter geht es im Tag. Wenn es so weiterentwickelt mit dem Corona Virus muss ich mir einen neuen Radierer besorgen. Schon wieder muss ich weitere Sitzungen ausradieren.

Date me up :-)

Es fühlt sich fast so an ….

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Ich sitze im Wartezimmer meines Arztes. In der Hand mein aktuelles Lieblingsbuch von Maja Lunde.

Unzählige Smartphone Bildschirme werden gestreichelt oder der Daumen flitzt bei dem Verfassen von Nachricht hin und her.

Still und konzentriert habe ich mich in das Buch versenkt.
Maja Lunde schreibt wunderbar.
Hoffentlich werde ich nicht gleich aufgerufen.

Und doch spüre ich die irritierten Blicke. Immerhin bin ich hier in unserer Region ein bekanntes Gesicht des Meyer Werft Managements. Ein ehemaliger Kollege, der jetzt im Ruhestand ist, durchbricht die Kirchenraumähnliche Stille.
Das Du so ruhig dasitzen und lesen kannst Paul.
Hast Du Urlaub?

Es ist nicht die erste derartige Reaktion, die mir erneut bewusst macht, in welchen Schubläden man schon steckt. Wie stark Rollenprofile und Verhaltensschablonen geworden sind.

Die konzentrierte stille Aufmerksamkeit auf ein richtiges Buch statt hektischer Handy Kontrolle? Kein oftmaliges Herausrennen aufgrund wichtiger Telefonate, keine E-Mails die mit einem hörbaren Seufzen unbedingt gelesen oder geschrieben werden? Ein ruhiges und konzentriertes Aufnehmen von geschriebenen Gedanken statt der spektakulären Jonglage mit elektronischen Statuswerkzeugen passt offenbar nicht zu dem Bild eines richtigen Managers?

Und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, ertappe ich mich sogar dabei, dass die Kollision dieser Erwartungshaltung mit meinem Verhalten so etwas wie „schlechtes Gewissen“ kurz aufblenden lässt.

Oft bin ich in Zügen unterwegs, in denen viele Geschäftsreisende mitfahren. Sofern meine Bahn denn auch fährt wie geplant, genieße ich die Möglichkeit, in Ruhe Dinge, Vorgänge oder Aufgaben zu durchdenken. Die Muße zu haben, diese Schritt für Schritt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ich freue mich darauf, schöne oder interessante Texte zu lesen, dabei Musik zu hören oder bei dem Blick in die vorbeifliegende Landschaft in die Tiefe von Themen zu tauchen.

Doch um mich herum klappern die Notebooktastaturen und glühen die Smartphones. Das stört mich nicht besonders. Viele Jahre war auch ich Teil dieser Maschinerie. Die Klage über die Verdichtung des Lebens ist allgegenwärtig. Kaum eine Tagung bei dem nicht die übervollen Terminkalender wie Banner in die Arena getragen werden.

Es gibt kaum ein Gespräch wo nicht irgendwann die „Work Life Balance“ und eine Abkehr vom Wahnsinn herbeigeredet wird. Umso später der Abend umso leidenschaftlicher entstehen die Ideen, wie es denn sein müsste. Und doch verfallen wir alle wieder kurze Zeit später in das Hamsterrad der Alltagshypnose.

Statt sich selber zu disziplinieren und eine bewusste Abstinenz von ständiger Erreichbarkeit festzulegen, müssen Entmündigungsvorschriften der Betriebe
(E-Mail und Handyfreie Zeiten per Vereinbarung) gemacht werden.

Der gleichbleibende Rhythmus des Lebens, wie ein ruhiges tiefes Ein,- und Ausatmen, ist leider einer angespannten „Ich muss jederzeit erreichbar sein“ Hetze gewichen. Alles ist dringend?! Doch wissen wir auch noch was wichtig ist?
Und die junge Generation wächst in ähnlicher Weise heran. Unterschreitet die Rate der WhatsApp Nachrichten die tägliche Erwartungshaltung, wird das Handy schon mal auf Fehlfunktionen untersucht.

Umso älter ich werde, desto mehr empfinde ich die vielfältigen technischen Folterinstrumente, die vorausgesetzte ständige Erreichbarkeit und online Präsenz als Qual. Ich nutze und genieße die heutige Kommunikationstechnik wirklich auch gerne. Doch ich sehe und spüre was sie mit uns machen kann, wenn wir nicht lernen das diese Technik uns zu dienen hat und wir mehr sind als nur ein einzelnes Fragment in einem digitalen Netzwerk.

Wenn wir nicht mehr in der Lage sind dem Alltagsgefängnis und der ständigen Präsenzverpflichtung zu entfliehen, verspielen wir unsere Möglichkeiten, mit neuen Ideen die Zukunft zu gewinnen.

Wer sich nicht der Langsamkeit des nachdenklichen Denkens hingibt, betrachtet viel zu oft die Dinge nur an der Oberfläche. Tiefe braucht Zeit!
Ein Rückzug aus dem Hamsterrad des Tages erlaubt die Wahrnehmung von neuen Perspektiven.

Es ist ähnlich wie beim Fasten. Erst wenn wir uns dem Überfluss des jederzeit verfügbaren Essens auch nur für kurze Zeit verweigern, spüren wir den süßen Hunger und anschließend die Freude, diesen zu stillen.

Erlebe und erlaube ich mir Ruhe und Konzentration, bekomme ich überhaupt wieder ein Gefühl für Geschwindigkeit und Dynamik.

Erlaube ich mir dann und wann Faulheit, spüre ich überhaupt erst wieder, wie Fleiß sich anfühlt.

Lasse ich meiner Phantasie ohne Angst und logische Zurückhaltung ihren grenzenlosen Raum weiß ich überhaupt die uns Menschen eigene Kreativität als eine besondere Gabe zu schätzen.

Ein Freund von mir, der als One Man Show eine eigene Unternehmensberatung aufgebaut hat, zieht sich zum Kraftschöpfen in eine Hütte nach Norwegen zurück. Um der umfassenden allgegenwärtigen Geschwätzigkeit und der ständigen Erreichbarkeit zu entfliehen braucht es meiner Meinung nach nicht zwingend einen räumlichen Wechsel.

Kraft zu tanken und Gedanken erneuern, das bekomme ich schon bei mir im Garten hin. Ich spüre, wie sich das Leben füllt, wenn ich gemeinsam mit meiner Familie die Natur, das echte, das reale Leben erfahre oder aber auch die unglaubliche Freude, in einem guten Buch zu ertrinken.

Und so war dann auch meine Antwort an meinen Kollegen im Wartezimmer meines Arztes in die Stille des Raumes.
Ich habe zwar keinen Urlaub, aber …. mit einem Blick auf das Buch, es fühlt sich fast so an.

Es fühlt sich fast so an ….

Bullshit verstopft das Gehirn!

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Corona hat noch eine weitere ärgerliche Epidemie verstärkt.

Eine unglaubliche Flut an Bullshit (im amerikanischen kurz BS abgekürzt) verstopft wichtige Arterien der Kommunikation.
Ich habe den Eindruck das die Menge gequirlten Unsinns immer mehr wird? Wo kommt das ganze Zeug nur her?

Wir haben uns schon so daran gewöhnt das der Wahnsinn kaum mehr wahrgenommen wird.

Eine Medizinische Universität (Wien) muss offiziell verlautbaren lassen, dass eine viral gegangene WhatsApp Sprachnachricht einer völlig unbekannten Person mit einem medizinischen Inhalt (!!!) eine Fake Nachricht ist. Wir sind wirklich weit gekommen.

Über wen muss man sich mehr ärgern? Über die Verursacher solcher Lügengeschichten oder denen die auch noch den allerletzten Müll glauben, liken und teilen?
Die nicht einfach einmal mit Hilfe des Internets oder des eigenen Gehirns die Plausibilität und den möglichen Wahrheitsgehalt von Postings in den Sozialen Medien prüfen?

Es sind viele schlimme Menschen unterwegs denen es ganz offenbar ziemlich egal ist ob das was sie berichten der Wahrheit entspricht. Sie haben keinen Funken Respekt vor der Wahrheit. Fakten interessieren sie nicht. Ihre Likes, ihre Follower, ihre Statistik der geteilten Beiträge, das sind die Maßstäbe die für sie wichtig sind. Differenziertes Denken schadet da nur.
Doch gerade in diesen wichtigen Tagen verstopft derart viel BS die Kommunikationskanäle, das viele Menschen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge kaum noch unterscheiden können.

Realität, liebe Bullshit Poster ist nicht subjektiv. Realität basiert immer auf Fakten.

Doch woher kommt diese ganze Flutwelle an BS?
Wenn ich mir die „Erfolge“ (z.B der angesprochenen WhatsApp Nachricht) anschaue, dann belohnt das Netz die BS Poster und regen sie zu neuen Missetaten an. Ihr BS wird gelikt, geteilt und kommentiert.
Das ist Anregung genug für die nächste Runde an Blödsinn auf allen Kanälen.

Es spielt keine Rolle ob der BS Poster Fachlichkeit besitzt. Ob er sich mit den Themen die er herauspustet intensiv beschäftigt hat. Hauptsache die Substanzen für Skandal, Wut, Hass und Häme stimmen und eine schöne Headline rundet das Ganze ab.
Wie altes Kaugummi tauchen schon lange widerlegte Thesen wieder auf. Es erinnert an den Horrorroman „Friedhof der Kuscheltiere“. Alte Geschichten werden wieder zum Leben erweckt und geistern als untote Monster in neuer Aufmachung durch die Netze.

Auch aktuelle Vorbilder führen sicherlich dazu das so viel BS im Umlauf ist. Man kann ganz offenbar mit glaubhaft vorgetragenem Bullshit amerikanischer Präsident werden. Man kann mit Bullshit auch ein ganzes Land an der Nase herumführen (B.Johnson mit seinem Brexit).

Was hilft gegen den ganzen Mist?

Vielleicht nicht einfach jeden BS liken?
Vielleicht nicht jeden Blödsinn, jede Sprach oder Videobotschaft von Wutbürgern teilen?
Behauptungen hinterfragen (das Internet bietet wahnsinnige Möglichkeiten dazu)?!
Und wenn man es aktiv machen möchte, den Bullshit Poster vielleicht mit gezielten Fragen oder Kommentaren aus seiner Wohlfühlen Kuschel Echokammerzone reißen?

Bullshit verstopft das Gehirn!

Corona kann uns helfen?

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Jede Krise ist auch eine Chance.
Sie besteht darin die gemachten Fehler zu erkennen und sie nicht zu wiederholen.

Krisen sind Prüfungen. Für jeden einzelnen, für Betriebe und ganze Gesellschaften.
Sind autoritäre Regime besser aufgestellt?
Welche Gesellschaft, welches politische System ist besser gewappnet Krisen zu bewältigen?
Mir wurde bei einigen Berichterstattungen zu Beginn der Corona Krise ganz anders. Fast schon Bewunderung schwang in verschiedenen Kommentaren mit, als von den massiven Maßnahmen in China gesprochen wurde.
Ganze Regionen rigoros abzusperren, – wow! Das hätte bei uns nie funktioniert?!
Dabei wird einfach schnell vergessen das die frühzeitigen Warnungen eines Arztes in Wuhan, durch die Ignoranz obrigkeitshöriger Regionalpolitik weggedrückt wurde. Man wollte Peking keine unangenehmen Nachrichten übermitteln. Typische Fehler in Dikaturen in denen Hofschranzen und Bänkelsänger Karriere durch Katzbuckelei machen. Erst durch diese Fehler erreichte die Seuche ihre Durchschlagskraft.

Die Entscheidungsprozesse in Demokratien stehen in diesen Tagen oft unter Druck. Die  Menschen werden insgesamt ungeduldiger und die mühselige politische Arbeit auf der Suche nach Kompromissen ist offenbar medial so unsexy?!

Jeden Tag beweisen die Autokraten von Xi Jinping über Trump, Erdogan, Putin und Orban ihre dickköpfige Unfähigkeit. Und doch hält sich merkwürdigerweise die Überzeugung, das Krisen mit einem starken Mann an der Spitze besser bewältigt werden. Keine Spur von Belegen, – alternative Fakten eben.

Große Krisen begleiten die Menschheit schon immer.
Und wie aus allen Krisen können wir auch aus dieser viel lernen!
Wir alle sind zu Recht stolz auf unsere erreichte individuelle Freiheit. Keiner entmündigt uns. Wir sind für unser Handeln selber verantwortlich. Jetzt können wir beweisen ob und wie wir gelernt haben diese Freiheit auch verantwortlich zu nutzen.

Dies beginnt mit der Einsicht hinsichtlich der Appelle und ergriffenen Maßnahmen zu Corona,  die zu einem Verzicht auf viele bisher gewohnte Verhaltensweisen aufrufen.
Durch einsichtiges und diszipliniertes Verhalten kann es uns gelingen die medizinischen Kapazitäten nicht zu überlasten. Damit retten wir die Leben von akut gefährdeten (Alte und kranke Menschen).
Meine Mutter gehört mit zu dieser Gruppe und ich bin überzeugt, dass alle die dies hier lesen, zum Schutz der Eltern zu noch viel mehr bereit wären als auf ein Konzert oder ein Fußballspiel zu verzichten?!
Ich gebe aber zu – solche Empfehlungen sind sicherlich nicht so spektakulär wie Militärabsperrungen ganzer Städte.

Wahrscheinlich ärgern wir uns alle über Uneinsichtigkeit und Schwerfälligkeit von Mitmenschen. Doch wir lösen diese Krise nur mit ruhigem gegenseitigem Zutrauen.
Wir werden heute getroffene Entscheidungen morgen vielleicht anpassen.
Wir werden alle Fehler machen.
Wir werden lernen und unsere Meinungen ändern.
Dies ist das Wesen einer freiheitlichen Gesellschaftsform.

Wenn anstelle eines kompetenten Krisenmanagements (wie es momentan in Berlin ganz offensichtlich gehandhabt wird) ein ignorantes autoritäres Pfauengehabe wie durch den amerikanischen Präsidenten an den Tag gelegt wird, ist dies für ein Volk die Höchststrafe.

Ja wir werden viele viele Kranke bekommen. Und ja – wir werden in der Folge dieser Entwicklungen in eine schwere Wirtschaftskrise kommen.
Aber wir werden diese auch überstehen. Mit etwas Gelassenheit, kühlem Kopf und etwas Grundvertrauen in unsere kollektiven Fähigkeiten werden wir diese Krise meistern.

Vielleicht ist jetzt aber auch der Tag gekommen um zu lernen wie wir zukünftige Krisen die uns als Ganzes betreffen, mit demokratischen Werkzeugen und ohne autoritäre Anwandlungen bewältigen können.
Denn diese Krise ist nicht die erste und wird auch erst recht nicht die letzte für uns alle sein.
Das Klima auf unserer Welt ändert sich dramatisch. Die Folgen werden uns alle treffen.
Wir werden allesamt Gefahren ausgesetzt sein die wir bis heute noch nicht kennen.
Millionen Menschen stehen in Gefahr ihre Heimat als Flüchtlinge verlassen zu müssen.
Die Liste unserer Herausforderungen ließe sich beliebig fortsetzen.
Und gerade im Hinblick auf die möglichen Krisen der vor uns liegenden Zeit ist es so wichtig das wir diese klug, anständig und fair bewältigen.
Wir haben jetzt die Chance unter Beweis zu stellen das unser demokratisches und freiheitliches System immer und insbesondere in Krisenzeiten, jedem autoritärem System überlegen ist.
Das wir trotz Angst, Verunsicherung und vielen Fragen, demokratische Entscheidungsprozesse, Gerechtigkeit und die individuelle Freiheit jedem Ruf nach einem „starken Mann (Frau)“ vorziehen.

Corona kann uns helfen?

45 Jahre Mensch bei Meyer (Teil 2) …

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Die Herausforderungen in den nächsten Jahren werden für die Meyer Werft wieder einmal gigantisch sein. Die Veränderungen durch die Digitalisierung werden epochal.
Die Welt, wie wir sie kennen, steht vor tiefgreifenden Umbrüchen.
Der schon spürbare Klimawandel und seine vielfältigen Folgen werden unser Leben aber auch die Märkte für die Werft verändern.
Die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse auf der Welt die gerade entsteht, werden völlig andere sein. Unsere gesamte Gesellschaft und die Belegschaften altern. Wie entwickelt sich unser Leben, wie sieht unsere Heimat in einigen Jahren aus? Viele existenzielle Fragen die einen ganz unmittelbaren Einfluss auf die Werft haben werden.

Und es drängt sich immer wieder die Frage auf:

Wie haben wir es geschafft, uns 225 Jahre zu entwickeln? Die großen herausforderungen erfolgreich zu meistern und uns fortwährend neu zu erfinden? Helfen die Erfahrungen unserer Geschichte bei der Zukunft?

Als „Wanderer zwischen den Welten“ war es mir in den 45 Jahren meiner Tätigkeit vergönnt, ganz verschiedene Blickwinkel zu erfahren.

Als Facharbeiter erlebte ich die schöne Geborgenheit der Solidarität, der Gemeinschaft und der Kollegialität. Die Zufriedenheit der täglichen Facharbeit. Alle Höhen und Tiefen, Stärken und Schwächen, die ein Arbeitsprozess so mit sich bringt.

Als Betriebsrat und Herzblut Gewerkschafter spürte ich den manchmal schmerzhaften Spagat des Brückenbauers und Mittlers zwischen der Welt des Arbeitnehmers, und der des Arbeitgebers. Die Erwartungen und Wünsche der Kolleginnen und Kollegen, sowie Ausmaß und Gewicht der Verantwortung für die Werft und für die Menschen wogen schwer.

In der möglicherweise letzten Phase meines Wirkens erlebe ich die Welt auf der Arbeitgeberseite. Interessant wie wenig diese drei Welten (Arbeitnehmer; Gewerkschafter, Arbeitgeber) tatsächlich voneinander wissen. Viele Konflikte entstehen aufgrund falscher Annahmen und Unwissen über die Partner.

Doch kehren wir zu der Frage zurück, – gibt es Lehren aus unserer Meyer Werft Geschichte für unsere Zukunft?

Zu allen Zeiten bildeten technische Entwicklungen, politische Rahmenbedingungen und Managemententscheidungen einen bedeutsamen Rahmen für die Werft. Doch auch das gesamte Betriebsklima, die Führungs,- Identitäts,- und Ideenkultur prägen die Befähigung zur Zukunft. Und diese Bereiche werden ganz entscheidend durch die Art und Weise der Zusammenarbeit zwischen den Betriebsparteien beeinflusst.

Für die Art der Zusammenarbeit gibt es meines Erachtens drei mögliche  Weichenstellungen.

  1. Man kann sich zum konsequenten Konflikt entscheiden.
    Er ist bei entsprechender Haltung und Stressresistenz der Akteure fast der leichteste Weg. Man steht sich nur gegenüber. Man fühlt und arbeitet auch so. Der jeweilige Vorteil der Akteure steht im Mittelpunkt allen Handelns. In so einer Lage spürt man förmlich die menschliche und betriebspolitische Distanz zwischen den Partnern. Machtfragen erhalten eine große Bedeutung. Oft fällt das Wort vom drohenden „Gesichtsverlust“. Das gegenseitige Misstrauen ist allgegenwärtig und führt zu einer Kaskade von wucherndem Formalismus.
    Begrenzungen und juristische Vereinbarungen, Regeln, Verbote und Eskalationen überziehen als Folge dieses Zustandes den Betrieb wie Mehltau. Die Politisierung aller Handlungen führt zu lähmender gegenseitiger Beobachtung und Stillstand.
  2. Dann gibt es die Möglichkeit zur Kooperation, des miteinander Arbeitens.
    Ganze Armeen von Unternehmensberatern und Coaches verdienen Millionen mit dem Training für diese Systeme der zielgerichteten Kooperation.
    Ein solches Modell der Kooperation wird geprägt durch ein „nebeneinander her“!
    Jeder Akteur ist für sich und seine jeweiligen Ziele unterwegs. Man ist zwar zur Kooperation bereit. Doch diese Kooperation ist begrenzt und zielgerichtet. Wenn gemeinsame Ziele gebildet werden können, entwickelt sich eine oftmals zeitlich befristete Zusammenarbeit. Ohne sich einander zu nahe zu kommen, verbindet nur das jeweilige gemeinsam identifizierte Ziel.
  3. Die dritte Option ist die des „füreinander“ Arbeitens.
    Diese Art der Zusammenarbeit orientiert sich nicht nur an einzelnen Punkten. Es hat nicht vorrangig im Blick, was das jeweils Vorteilhafteste für den Akteur ist. Gleichwertige Partner identifizieren einigende Grundlagen, eine gemeinsame Strategie, einen gemeinsamen Traum, eine nachhaltige Vision für das Unternehmen. Dabei darf kein einseitiger Nutzen oder Schaden, es dürfen keine eindeutigen Gewinner oder Verlierer entstehen. Nicht politische Deklarationen oder Dogmen sind wichtig. Der Erfolg, die Stärkung, der Ausbau des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze definierten die gemeinsame Grundlage.
    Ich habe in all den Jahrzehnten erlebt wie erfolgreich gemeinsame Anstrengungen dazu führten die Werft erfolgreich zu machen und den Menschen sichere Arbeitsplätze zu geben. Die Betriebsparteien konnten aufeinander zählen. Wir vertrauten uns. Diese Gemeinsamkeit entfesselte unbändige Energie und ermöglichte pragmatisches Handeln.In diesem System verhielten sich alle so fair und anständig zueinander, als wenn ein Vertrag, eine Charta darüber bestünde. Es gab eine Zusammenarbeit um der Zusammenarbeit willen. Denn diese ist ein Wert für sich.  

Nicht der Konflikt sondern eine solche Zusammenarbeit hat Tradition auf der Werft.
So hatte ich es von meinen Vorgängern erlernt und in den Jahrzehnten immer selber auch erlebt. Unsere Betriebsräte konnten in unserer gesamten Geschichte mit den Geschäftsführern vertrauensvoll und erfolgreich zusammenarbeiten.
Doch ein „füreinander Arbeiten“ entsteht nicht einfach. Es kann nicht verordnet oder trainiert werden. Die Akteure müssen es wirklich wollen  und sich konsequent dafür entscheiden. Daraus bezieht dieses Zusammenarbeitsmodell seine einzigartige Stärke.

Natürlich gab es auch dort Konflikte. Doch diese fanden völlig anders statt. Da die jeweiligen Interessen hintenanstehen und eine untergeordnete Rolle spielten, war ein Konflikt um den besten Weg zur Zukunftssicherung nie persönlich oder verletztend.

Heute höre ich manchmal die These, das die Meyer Werft Probleme mit der Mitbestimmung oder den Arbeitnehmerrechten habe. Unsere gesamte Geschichte ist ein einziger Widerspruch gegen diese Behauptung.

Ein produktiver Streit um den besten Weg in die Zukunft ist im Übrigen Überlebensnotwendig.

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Betriebsparteien machte in der Geschichte der Meyer Werft den entscheidenden Unterschied. Sie war einer der Garanten für eine gute Zukunft.

Die größten Herausforderungen in der Geschichte der Werft bewältigten wir in all den Jahrzehnten nur durch eine starke Sozialpartnerschaft auf der Basis eines gegenseitigen uneingeschränkten Vertrauens.

Politischer Streit, Verbandsforderungen (egal von welcher Seite),  aber auch individuelle Wünsche und Erwartungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden zweitrangig, wenn sie dem ganzheitlichen Unternehmensinteresse und dem Gemeinwohl zu schaden drohten.

Eine solche Balance zu finden ist nicht einfach. Weder für die Arbeitnehmer noch die Arbeitgeberseite.
Doch dieser einzigartige Papenburger Weg war mit einer der Gründe für unser Überleben und unseren Erfolg. Es wäre klug diese Erfahrung aus unserer Geschichte zu nutzen.

Die in den nächsten Jahren bevorstehenden Umbrüche und Veränderungen werden nur gelingen, wenn die Verbindungen auf der größer gewordenen Werft reibungslos funktionieren.  Die Verbindungen zwischen den Betrieben in der Gruppe.
Die digitalen
Verbindungen zwischen Mensch und Maschine, zwischen den erfassten Daten, der Konstruktion und Produktion.
Den funktionierenden Verbindungen zwischen Produkten, Märkten und Konsumenten und …. zwischen Betriebsrat und Management.

Funktionierende Netzwerke sind eine Bedingung für Zukunftsfähigkeit. Deshalb  brauchen wir mit Blick auf unsere 225 jährige Erfahrung ein neues unvoreingenommenes Denken und die modernisierte Rekonstruktion des bewährten Papenburger Erfolgsmodells.

45 Jahre Mensch bei Meyer (Teil 2) …

45 Jahre Mensch bei Meyer (Teil 1) …

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In wenigen Wochen segele ich auf meinem beruflichen Lebensweg 45 Jahre mit der Meyer Werft auf parallelem Kurs. Eine ereignisreiche, spannende Zeit, die ich nie bereut habe.
Wie singt Johannes Oerding in seinem Song „Hundert Leben“?
Ein Leben, das für hundert Jahre reicht.
Für 100 Jahre mögen meine Erlebnisse nicht ganz reichen, aber diese Zeit war ein Geschenk.
Schiffbau ist an sich schon eine erfüllende und sinngebende Arbeit. Dies gilt erst recht, wenn man auf der Meyer Werft arbeitet.

Und ständig wieder entwickeln sich auf dieser Werft und mit dem Papenburger Schiffbau ganz außergewöhnliche Menschen.
Natürlich steht die Unternehmerfamilie verdientermaßen im Fokus. Aber die Einzigartigkeit, das pochende Herz der Werft, findet man in der Belegschaft.
Bei den Arbeitern und Angestellten auf der früheren Helling, in den Hallen, den Werkstätten und den Büros.

Ich mochte diese Belegschaft schon immer. Die Menschen auf dieser Werft sind so interessant, einzigartig und vielfältig wie die Schiffe, die unter ihren Händen entstehen.

So viele Veränderungen und Herausforderungen wurden gemeinsam gemeistert. Der erfolgreiche Umzug von der alten zur neuen Werft, oder der Einstieg in den Kreuzfahrtschiffbau, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Als ich meine Lehre zum Schiffbauer begann, waren wir eine kleine und oft belächelte Werft in einer von großer Massenarbeitslosigkeit gebeutelten Gegend am Rande Deutschlands. Auf die großen Werften mit ihren zigtausenden Beschäftigten wurde geschaut. Die Thyssen Nordseewerke in Emden, den Bremer Vulkan, die AG Weser, Blohm und Voss in Hamburg oder auch die damals riesige Howaldtswerke Deutsche Werft (HDW) in Kiel. Doch immer mehr dieser stolzen Werften verloren den Überlebenskampf. Es war ein bitteres Gemetzel.

1984 durfte ich als junger Betriebsrat zum ersten Mal bei den IGM Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau dabei sein. Dort kamen kleine Delegationen der Werftbetriebsräte zusammen. Es waren damals so viele, dass die Sitzung im Saal (!!) des Besenbinderhofes an der Kurt Schumacher Allee in Hamburg stattfand.
Heute könnten diese Sitzungen schon fast im Büro des Bezirksleiters abgehalten werden.

Meine Klassenkameraden machten sich damals lustig darüber, dass ich eine Lehre auf der Meyer Werft begann. Viele waren zur großen Nordseewerft nach Emden oder zur  schmucken Janssen Werft nach Leer gegangen. Auf allen regionalen Werften hatte ich mich beworben, die Einstellungstests bestanden und überall Ausbildungsplatzzusagen.
Warum die Meyer Werft? Ich kann es nicht erklären. Es war eine „Bauchentscheidung“, wie so unendlich oft in meinem Leben. Damals konnte keiner erahnen, welche Entwicklung der Schiffbau nehmen würde.

Für die Meyer Werft ging es in den Jahren der großen Schiffbaukrisen fast immer um alles. Zukunftsbedingungen mussten hart erarbeitet und erstritten werden. Nie war es einfach. Brücken, Schleusen, Emsvertiefungen, um nur einige wenige „Schlachtfelder“ zu nennen, bedeuteten unentwegtes Werben und nicht enden wollende politische Mühsal.
Der Glaube an unsere Zukunft in Papenburg musste mit missionarischem Eifer verbreitet werden. Auch die exklusiven Kunden wollten überzeugt und in die Papenburger „Provinz“ gelockt werden.

Ich habe dies alles immer als einen Kampf mit durchgedrücktem Rücken erfahren und dem Gefühl, etwas Besonderes mit dieser Werft erleben zu können.

Die Meyer Werft war noch nie „normal“. Als junge Menschen hörten wir staunend, was unsere Vorfahren schon alles geschafft hatten. Und wie oft und tiefgreifend mussten sich die Menschen umstellen! Als alle anderen noch Holzschiffe bauten, wechselte die Meyer Werft auf Stahl. Dann ebenso revolutionär vom Segel auf die Dampfmaschine.

Diese unglaublichen Menschen bauten vor über 100 Jahren ein Schiff (die Graf Goetzen) in Papenburg zusammen. Dann wurde es auseinandergenommen, in Kisten nach Afrika zum Tanganjikasee See gebracht und an Ort und Stelle wieder zusammengebaut.
Dort dient sie als Liemba bis heute den Menschen.
Was für ein Beispiel an Mut, Tatkraft und Ideenreichtum aller Menschen. Diese Tradition des „alles außer gewöhnlich“ habe ich in den zurückliegenden 45 Jahren unentwegt erlebt.

Das Jubiläumsbuch der Werft zum 225-jährigen Bestehen beschreibt dieses Abenteuer und hätte das Potenzial zum Drehbuch für einen Hollywood Blockbuster.
Gibt es etwas Vergleichbares?
Ich glaube nicht!

Doch wie übersteht ein Betrieb das alles, wird dabei sogar stärker und wächst, während andere es nicht schaffen?

Wie hat diese Werft es bewerkstelligt, immer wieder an der Spitze des Fortschitts zu  stehen. Woher kommen die ununterbrochenen neuen Ideen und Kräfte für die Entwicklung bahnbrechender Produkte? Wie entsteht eine Tradition des unverzagt nach vorne schauens? Wie kommt es, dass aus diesem Betrieb für die Region, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Kunden immer wieder neue Visionen und Träume entstehen?

Ist es möglich, dass die Geschichte unserer Vergangenheit Hinweise dafür hat, wie unsere Zukunft sein kann? (Wenn wir nur aufmerksam zuhören?)

Fortsetzung folgt: 

45 Jahre Mensch bei Meyer (Teil 1) …

Warum wir keine Musketiere werden…

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Alle für einen und einer für alle …… ?????

Szene 

Bei einem Besuch im Krankenhaus beobachte ich ein Elternpaar mit ihrem kleinen Sohn. Offenbar ist der Kleine krank. Er schmiegt sich an seine Mutter. Die besorgten Eltern sind sichtlich nervös, ängstlich und aufgebracht weil sie warten müssen. Ein Bild wie es natürlicher nicht sein kann. Die Eltern tragen und ertragen die Verantwortung für die Kinder. Legendär die Opferbereitschaft, insbesondere der Mütter, für ihre Kinder. Hollywood hat ganze Heldinnen Spielfilme darüber produziert!

Szenenwechsel…..

Wir befinden uns in Syrien. Die Stadt Idlib wird ununterbrochen vom Boden und aus der Luft mit Raketen, Bomben und Gift angegriffen. Es ist wahrlich die Hölle auf Erden. Und mitten darin, –  Eltern mit ihren Kindern. Sie schmiegen sich an ihre Mütter …..

Szenenwechsel…..

Ein Flüchtlingslager in der Türkei, in Lybien oder Lesbos.
Regen, Schnee, Schlamm, verseuchtes Trinkwasser und fehlende Nahrungsmittel, brutale Kriminalität wohin man schaut. Und mitten darin – Eltern mit ihren Kindern. Sie suchen Schutz bei ihrer Mutter …..

Szenenwechsel…..

An der Grenze der EU. Tränengasgranaten fliegen durch die Luft. Gummigeschosse fällen Menschen. Von Küstenwachbooten aus werden Schlauchboote voller Menschen zerstochen. Und mitten darin – Eltern mit ihren Kindern. Sie kämpfen sich zurück an Land, naß, frierend, verzweifelt ohne Hab und Gut, Hoffnungslos ….

Szenenwechsel…..

Der Arzt im Krankenhaus kommt zu den besorgten Eltern. Ihr Kind wird untersucht und kurz darauf von freundlichen Krankenschwestern auf einem sauberen Bett zur Beobachtung auf die Kinderstation gebracht. Die Eltern begleiten ihr Kind. Die Mutter darf bei ihm bleiben.

Szenenwechsel…..

Flüchtlingslager auf Lesbos.
Vereinsamte Kinder die ihre Eltern verloren haben, hocken zitternd in provisorischen Zelten aus Plastik. Ihr Blick geht in´s Leere. Ihre Kindheit ist verloren bevor sie überhaupt begonnen hat.

Szenenwechsel…..
Auf einer Pressekonferenz in Europa fallen mitleidige Worte. Die Türkei soll Geld erhalten um ein noch besserer Türsteher zu werden. Die Festung wird weiter ausgebaut. Für das Gewissen sollen einige tausend unbegleitete Kinder aufgenommen werden.
Was geht in den Eltern vor die alles dafür tun ihre Kinder zu schützen? Oh Gott – was für eine Situation? Alleine der Gedanke daran, die Kinder alleine zu lassen um ihnen ein Minichance auf Sicherheit in Europa zu geben ist entsetzlich!

Ich bin von der Idee eins geeinigten Europas überzeugt. Doch Europa ist mehr als nur eine gemeinsame Währung oder ein Wirtschaftsraum. Europa ist ein Ort, wo in einer verrückten Welt, die Werte unser demokratisches Rückgrat bilden.
Die Gleichheit der Menschen, die Glaubens, – Meinungs, Gewissensfreiheit. Eine wesentliche Stütze ist die immerwährende Achtung der Menschenwürde. Geben wir diese auf  – was bleibt dann noch von Europa außer einer Zweckgemeinschaft, deren einziges gemeinsames Ziel, der Bau einer möglichst uneinehmbaren Festung ist?

Die Würde des Menschen zu bewahren, sie zu schützen, egal von wo die Menschen kommen, und auch egal wo sie sich gerade befinden, dieser Grundsatz ist unverhandelbar. Nur wenn wir danach handeln, bilden wir eine humane Gesellschaft. Dies wäre der Gegenentwurf zu den brutalen, unmenschlichen, blutigen Haifischbecken oder Gladiatorenarenen von denen Trump, Putin, Orban und ihresgleichen träumen.

Szenenwechsel…..

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Sind wir in Gefahr unsere Seele zu verlieren?

Warum wir keine Musketiere werden…