Es ist heute der 7. Tag des sogenannten Home-Office. Ich arbeite aus meinem Lieblingsraum zuhause.
Die Wände bis unter die Decke vollgepackt mit meinen Büchern aus Jahrzehnten einer nicht enden wollenden Leidenschaft für das Lesen.
Ich gehöre in Corona Zeiten zur Risikogruppe. Dies gilt es zu akzeptieren und zu berücksichtigen. Ich kann es kaum glauben. Verstand und Gefühl lagen noch nie so weit auseinander.
Noch bin ich etwas unentschlossen wie ich das „Home-Office“ finden soll.
Die kurzen komplikationslosen Teepausen mit meiner Frau und das durchatmen auf der Terrasse und im Garten sind sehr schön.
Ebenso die Möglichkeit des ungestörten Nachdenkens und Recherchierens in der Bibliothek.
Die Intensität der Arbeit ist zweifellos größer als ich dies vorher für möglich gehalten hätte.
Wir werden, da bin ich mir sicher, nach der Corona Krise eine intensive Debatte um die Zukunft digitaler dezentraler Arbeit bekommen.
Doch natürlich fehlt der unmittelbare Austausch mit den Kolleg*innen. Das kreative Ping Pong Spiel von Ideen im Feuer unterschiedlicher Meinungen.
Digitale Meetings haben ihren ganze eigenen Charme. Doch an die energiegeladene Kreativität des Austausches, zwischen sich unmittelbar wahrnehmenden Menschen, kommen sie nicht heran.
Ich denke das die Zukunft darin bestehen wird, das wir entsprechend der Aufgaben den jeweils bestgeeigneten Arbeitsort aussuchen werden.
Besonders schwer fällt mir diese Zeit, weil sich die Werft in der schwersten Krise der letzten Jahrzehnte befindet. Unser Markt ändert sich in einer vormals nicht für möglich gehaltenen Schnelligkeit und Tragweite.
Die Welt im Schiffbau wird für sehr viele Jahre eine völlig andere sein.
Und es geht um so unendlich viel. Es steht so viel auf dem Spiel.
Die aktuelle Corona Krise lässt die vergangenen Krisen wie ein sanftes Morgenleuchten erscheinen. Und doch verlieren wir unnötige Energie in internen Streitigkeiten, weil diese Dramatik leider nicht erkannt wird.
Und das erste Mal seit Jahrzehnten stehe nicht ich, sondern meine jungen Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsleitung vorne an der Front.
Sie werden ihre Sache anders angehen und mit neuen Ideen Lösungen suchen, als wir dies früher taten. Sie werden es gut hinbekommen, da bin ich mir sicher.
Ich kenne die außergewöhnliche Anspannung in solchen Zeiten als früherer Betriebsrat und als Personalleiter sehr gut.
In einer solch schicksalsträchtigen Zeit die täglichen Krisenmeetings der Geschäftsleitung über Video Konferenzen erleben zu müssen, ist eine ganz besondere Herausforderung.