Ein Blick in den Spiegel am heutigen Morgen.
Ringe unter den Augen.
Home-Office in der, ich rätsel gerade, wievielten Woche?
Lange Tage. Tage voller intensiver Gespräche, tiefer Nachdenklichkeit, sorgenvoller Überlegungen für alle nur denkbaren Entwicklungen.
Die Gedanken und Träume in der Nacht drehen sich wie in einem Karussell um immer dieselben Dinge. Die so plötzliche entstandene dramatische Situation der Werft.
Die möglichen Folgen, die sich in brutalen Zahlen darstellen, aber sich für mich immer sofort zu Gesichtern, Namen, Menschen wandeln.
Die Werft dominierte den größten Teil meines Lebens. Nie war es einfach, selbstverständlich oder eindeutig wie der Weg sein würde. Doch wenn es gut lief und das war Gott sei Dank oft der Fall, dann bekamen Menschen Arbeit.
Tolle Arbeit. Sichere Arbeit.
Einige Krisen habe ich mitgemacht und diese nie vergessen. In unterschiedlichen Rollen erlebte ich, was es bedeutet, wenn Menschen ihre Arbeit verlieren. Nichts ist schlimmer. Lass das nicht an Dich herankommen – ein Tipp aus den vielen Ratgeberbüchern.
Nur wer kann oder wer will diese Distanz wahren?
Schwere Krisen und ihre Folgen für die Menschen führen zu Verletzungen.
Bei den Menschen die betroffen sind und auch bei denen die darüber entscheiden.
Ich hatte mir geschworen so etwas nie wieder erleben zu wollen.
Und jetzt sorgt so ein Scheiß Virus (Entschuldigung) und seine schlimmen Folgen für die Werft dafür, dass die tief vergrabenen Erinnerungen an vorherige Krisen, wie Monster plötzlich wieder in meinen Gedanken herumgeistern.
Man sagt, dass man in zunehmenden Alter gelassener wird. Dies mag so sein. Doch was die Werft und die Arbeitsplätze der Menschen angeht, gibt es da bei mir wohl irgendwie einen Konstruktionsfehler? Es trifft mich in´s Mark.
Hoffentlich besitzen wir alle, die in Verantwortung stehen, so viel Phantasie, Kraft und Entschlossenheit um die Werft mit aller Macht zu schützen und damit möglichst viele Arbeitsplätze.
Aufgeben das macht man nur mit einem Brief in der Post. Was wir heute in der Wirtschaft an Betrieben aufgeben, ist auf lange Zeit, wenn nicht sogar für immer verloren. Wir müssen uns den Veränderungen dieser Zeit stellen und sie bewältigen.
Wie sagte Charles Darwin:
„Es ist nicht immer die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige; die am besten auf Veränderungen reagiert!“
So – jetzt geht es in die nächsten Telefonkonferenzen. Mal schauen wie das Spiegelbild morgen aussieht.