Gestern habe ich in verschiedenen Gesprächen wieder einmal erlebt, wie sehr der Pessimismus unser Denken doch beherrscht.
Als Vollblutschiffbauer rede ich, inmitten der größten Krise der Meyer Werft, über die Zukunft des innovativsten, anspruchsvollsten und zukunftsträchtigsten Schiffbaus auf dieser Welt.
Doch erschreckend viele meiner Gegenüber stecken fest in der Erwartung eines mehr oder weniger schnellen Niedergangs, den es abzumildern gilt.
Die Zuversicht in eine gute Zukunft des Schiffbaus in Papenburg, den wir so erfolgreich betreiben, ist irgendwie verloren gegangen. Der Rückzugs,- Abbau,- und Stillstandsgedanke für Industrieunternehmen in Deutschland, hat leider viele Köpfe und Herzen erreicht.
Warum stehen wir in Deutschland eigentlich nicht mehr an der Spitze der innovativsten und unternehmungsfreudigsten Länder dieser Welt?
Ich meine, weil wir uns zu wenige Revolutionen zutrauen!
Wir trauen uns zu wenige Umwälzungen in den neuen Techniken, der Genetik, der Bildung oder völlig neuer Unternehmensorganisationen zu.
Uns fehlt Bereitschaft zum Risiko. Uns fehlt ein gesellschaftlich, politisch, medialer Turboboost für mehr Unternehmen und zupackendes mutiges Unternehmertum!
Wer sich solche Revolutionen nicht mehr zutraut und nicht mehr an eine positive Dynamik glaubt, der verwaltet nur noch eine mehr oder weniger unbefriedigende Gegenwart.
Wir brauchen doch gerade in dieser Zeit mehr Unternehmergeist, mehr Zuversicht und ungewöhnliche, vielleicht mitunter revolutionäre Ideen?!
Wir brauchen weniger Debatten, die schon beim Start von etwas Neuem Vorsicht rufen und sofort über Begrenzungen nachdenken!
Ich denke da immer an nicht wenige Eltern, die ich auf dem Kinderspielplatz höre.
„Lauf nicht so schnell – du könntest hinfallen!“
Ein Satz der so viel aussagt über unsere Art des Lebens.
Hinfallen gehört dazu wenn wir uns entwickeln, lernen und weiterkommen wollen. Scheitern, Gefahr und Risiko gehören dazu.
Und eben auch Mut und Zuversicht und manchmal tollkühnes Handeln.
Wir wollen doch als bedeutende Gründernation nicht irgendwann nur noch in den Geschichtsbüchern auftauchen?
Elon Musk (man mag von ihm halten, was man will) ist ein visionärer und produktiver unternehmerischer Abenteurer. Er hat sich bei seinen Visionen durch nichts aufhalten lassen. Ausgelacht hat man ihn, als er von seinen Weltraummissionen geschwärmt hat. Heute liefert er die Trägerraketen für die Satellitenstarts von vielen Ländern.
Mag ja sein das viele seiner Ideen uns heute irritieren. Einige werden auch in eine Sackgasse führen. Aber er stellt die Realität immer und immer wieder in Frage. Seine Utopien sind der Brennstoff für Taten.
Und so geht uns das auch auf der Meyer Werft. Die Meyers haben in ihrer Geschichte so viele Verrücktheiten gemacht. Sie haben so oft so vieles anders gemacht als alle anderen. Und der Erfolg hat ihnen recht gegeben.
Die Zuversicht und Überzeugung, dass der innovativste Schiffbau in Papenburg, weit abseits der hippen Oberzentren, eine sehr gute Heimat hat, war vergleichbar mit der Geschichte von der wiederverwendbaren Trägerrakete von Elon Musks SpaceX.
(Wir sind nur schon sehr viel länger so innovativ).
Und jetzt geht es nicht um ein aussitzen oder dem Festhalten alter Zeiten. Die Zukunft gewinnen wir, wenn wir uns eine Vision erarbeiten wie dieser Schiffbau made in Papenburg jetzt weiter existieren und in 10, 15 oder 30 Jahren aussehen kann.
Es kann nur der Anspruch sein, dass der wirtschaftlich vernünftigste, technologisch anspruchsvollste, der nachhaltigste, ökologischte und zukunftsträchtigste Schiffbau der Welt in Papenburg stattfindet.
Wir müssen mit dieser Zuversicht im Gepäck durch den Scheuersack schwieriger Entscheidungen. Denn die nächsten Jahre werden brutal und wir werden durch diese Krise auch unbequeme Antworten geben müssen.
Aber wir dürfen dabei nicht stehenbleiben. Die derzeitige Krise muss uns dazu bewegen noch außergewöhnlicher, schneller, flexibler, noch entschlossener und ideenreicher zu sein, um aus dem Mahlstrom der reinen Krisenverwaltung herauszukommen.
Die Menschen brauchen solche Ausblicke nach vorne!
Es soll ja weitergehen!