Es waren einmal fünf Mäuse die in einer Scheune lebten. Es gab eine „Vordermaus“ die nur im vorderen Bereich lebte. Die „Hintermaus“ wohnte am rückwärtigen Giebel. Dann gab es noch die „Rechts“,-wie auch die „Linksmaus“.
Auf dem Dachboden lebte die schüchterne und leise „Dachmaus“.
Sie lebten ziemlich gut zusammen. Streit gab es selten. Die Katze wurde gemeinsam geärgert. Die Welt war in Ordnung. Doch eines Abends wurde ihr Schlaf plötzlich gestört. In ihrem Stall hatte sich etwas verändert. Etwas was vorher nicht da war, stand plötzlich mitten im Raum. Nichts hatte sie auf diese Änderung vorbereitet.
Dieses Ungeheuer sah bedrohlich aus. Es war groß, gab Geräusche von sich und machte „Muh“.
Entsetzt und erschrocken stürmten sie alle nach draußen.
Es ist ein Ungeheuer mit schrecklichen Hörnern auf dem Kopf – so kreischte die Vordermaus. Nein, widersprach die Hintermaus. Es ist ein Ungeheuer auf zwei Säulen und mit einem riesigen Schwengel in der Mitte. Ihr seid verrückt ereiferten sich Rechts,- und Linksmaus. Es ist ein riesiges Monster auf zwei Beinen mit einem Beutel unter dem Bauch.
Hart wurde um die Überzeugungen gestritten. Die Mäuse beleidigten sich. Sogar Verletzungen und Schmerzen fügten sie sich zu. Jede Maus war zutiefst überzeugt von der Richtigkeit seiner Beobachtung und den daraus gezogenen Schlussfolgerungen. Keine verstand die Dickköpfigkeit der jeweils anderen.
In einer Streitpause machte die Dachmaus, die ein völlig anderes Bild des Ungeheuers hatte, einen Vorschlag. Was würdet ihr denn davon halten wenn wir alle jeweils zur Höhle der Vorder,- der Hinter,- der Rechts und Linksmaus gehen und alle von dort schauen wie dieses Ungeheuer von dort aussieht?
Die Kontrahenten waren zwar skeptisch aber auch zu erschöpft um energisch zu widersprechen.
Nach 2 Stunden waren die Mäuse zurück, lagen sich in den Armen und schämten sich auch ein klein wenig. Erst der Blick aus den unterschiedlichen Blickwinkeln hatte gezeigt was dort tatsächlich neu im Stall stand.
Streiten wir heute manchmal auch so erbittert, weil wir zu selten den anderen Blickwinkel, die andere Perspektive auf ein plötzlich auftauchendes Problem akzeptieren oder sogar suchen?