Mit einem ehemaligen IG Metall Kollegen und Leser meines Blogs, hatte ich heute Abend im Netz eine etwas anstrengende Diskussion.
Er war wirklich sehr kritisch und schimpfte ausführlich über mich und das Unternehmen, in dem ich arbeite.
Mir machen solche Diskussionen immer einen Wahnsinnsspaß.
Doch eine Riesenwelle von Misstrauen, Vorurteilen und Ablehnung schwappte in unserem Austausch hin und her.
Es ist sehr selten bei mir, dass ich an einen Punkt gelange, wo ich Menschen aufgebe. Doch bei ihm war es irgendwann doch so weit. Es gab kein Argument, kein Beispiel, keine kritische Frage, wo er auch nur ansatzweise bereit war, diese aufzunehmen.
Wir stritten über die Corona Krise, über mögliche Entlassungen und natürlich über Werkvertragsfirmen. Eins muss ich dem Kollegen lassen. Er war mit sich im Reinen. Er wusste wem er glauben wollte und wem nicht. Er war überzeugt zu wissen wer die Bösen und wer die Guten waren.
Ich sagte irgendwann zu ihm „Weißt Du. Du hast meines Erachtens ein Problem.
Mit Deiner Einstellung wirst du nie eine wirkliche gute Antwort finden. Auch wenn Du auswanderst in ein anderes Land, einen anderen Betrieb findest. Es würde Dir nicht helfen. Denn Du nimmst immer Dich selber mit.
Dich mit Deiner unverrückbaren Einstellung, Deinem Misstrauen, Deiner Ideologie und Deiner grundsätzlich ablehnenden Haltung. Diese sind so festgefügt das Du die Dinge immer nur so sehen kannst wie es Deiner Einstellung entspricht“.
Ich habe versucht, ihm dieses „Verhaltensgefängnis“ mit einer Geschichte zu verdeutlichen.
„Es gibt eine Sage, das in Tibet ein Tempel der tausend Spiegel steht. Dieser Tempel hat eine runde Form. Innen sind seine Mauern mit unendlich vielen Spiegeln bedeckt. Zu diesem Tempel kommt eines Tages ein Hund. Er fühlt sich stets ungerecht behandelt, ist misstrauisch und etwas grundaggressiv.
Als er den Tempel betritt, fletscht er wie üblich die Zähne und knurrt schon mal vorsichtshalber um sich Respekt zu verschaffen. Im Raum stehen ihm plötzlich hunderte von Hunden gegenüber und um ihn herum. Sie fletschen die Zähne, knurren ihn an. Sofort füllt sich der Raum mit fürchterlichem Lärm. Der Hund ist extrem wütend ob dieser vielen bösen Hunde und rennt schließlich davon. Er sieht sich in seiner Meinung bestätigt und denkt: Ich wusste es doch. Die Welt ist voller böser und aggressiver Hunde die mich bedrohen. Ich muss sie bekämpfen. Also muss ich noch misstrauischer und wütender werden.
Etwas später am Tag kommt ein anderer Dorfhund vorbei. Er hat kurz vorher noch mit den Dorfkindern gespielt, genießt jetzt seine freie Zeit und freut sich darauf etwas neues zu entdecken. Hey – ein Tempel, und die Tür steht auf. Schwanzwedelnd läuft er in den Raum und sieht sich hunderten von schwanzwedelnden, freundlichen und gutgelaunten Artgenossen gegenüber. Er freut sich und denkt. Wusste ich es doch. Die Welt ist voller richtig netter Hunde“.
Ich schloß die Geschichte mit der Bemerkung „Wenn Du lieber Kollege nicht bereit bist offen, vorurteilsfrei und ohne Aggression im Automatikbetrieb zu leben wirst Du stets nur Spiegelungen erleben“.
Wir sind uns am Ende nicht wirklich einig geworden. Ich bin aber immer wieder fasziniert wie gerne Menschen Geschichten hören und wie solche Gleichnisse nachdenklich machen, Diskussionen umleiten und diese manchmal entkrampfen können.