Schöfeln

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Gestern Vormittag hatte es endlich einmal richtig tief und knackig gefroren.
Die weißgefrorenen Büsche und Bäume verzaubern unseren Garten.

Lange Ziergräserbüsche, an normalen Schmuddeltagen die beständige Mahnung von nicht konsequent zu Ende geführter Gartenarbeit, werden zu wahren Kunstwerken. Der Winter malt einzigartige Bilder, formt Figuren, friert die Gegenwart ein. Durchatmen, Ruhe und Stille, das verbinde ich mit dieser Jahreszeit.

Und wie ein Magnet zieht es uns nach draußen.

Der Spaziergang führt an Gräben vorbei, deren Wasseroberfläche mit einer schillernden Schicht von Eis überzogen ist. Oftmals schwarz glänzend mit eingeschlossenen Luftblasen lässt es nur erahnen, wie stark das Eis nach einer klirrend kalten Nacht ist. Ein immer selten werdender und doch so vertrauter Anblick.

Weiß gepuderte Gräser und Schilfhalme ragen aus dem gefrorenen Wasser heraus und runden das Bild ab.

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An den Seiten sieht man Bruchkanten und brüchiges weißes Eis, das die Verbindung mit dem Land bildet. Die einzigartige Stille eines solchen Wintertages im Hammrich wird nur durchbrochen von dem Konzert der Nonnengänse auf den Wiesen.

Auf diesen Wiesen, dem „Grünland“ wie es bei uns heißt, sind die Wasserflächen allesamt gefroren. Wie die großen Seen in Finnland sind sie durch manchmal schmale Stege miteinander verbunden.

Diese natürlichen Schlittschuhflächen waren in meiner Kindheit die ersten Anlaufpunkte im Winter. Nur wenige Zentimeter Wasser, die sehr schnell gefroren waren. Auf diesen Flächen habe ich Schlittschuhlaufen („Schöfeln“) erlernt.

Ein alter hölzerner Küchenstuhl wurde als Stützhilfe für die ersten Versuche mitgenommen. Diese ersten Gleitschuhe waren zwar nicht die schönsten. Sie waren gebraucht und hatten sichtbar einige Winter überstanden. Aber es waren meine Schlittschuhe und erfüllten mich mit Freude und Stolz. Mit Lederbändern mussten sie möglichst fest an die Füße geschnallt werden.

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Einige der älteren Jungs hatten schon Schraubschlittschuhe.
Darauf musste ich bis zu meinem nächsten Geburtstag warten.
Doch bis heute ist meine Erinnerung an das Eisvergnügen immer unmittelbar mit den ersten Holzschlittschuhen verbunden.

Es war eine wunderschöne Zeit die sich tief in die Erinnerung eingegraben hat.

Mal schauen ob es in diesem Jahr noch möglich sein wird, diese Erlebnisse auf gefrorenem Wasser ein klein wenig aufzufrischen.   

 

Schöfeln

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