Ich gebe gerne zu, dass ich immer sehr bemüht bin, Anglizismen aus unserer wunderschönen deutschen Sprache herauszuhalten.
Doch in der Flut täglicher Telefonate und Video Konferenzen gehört schon eine gehörige Portion Aufmerksamkeit dazu.
Beispielsweise heute Morgen.
Da bestätige ich immer und immer wieder meinen Arbeitsort als „Homeoffice“ und die Terminanfrage eines bevorstehenden „Video Chats“. Eine Kollegin kann mir nicht antworten, weil sie in einem „Telefon Call“ ist.
Seit Monaten arbeite ich von zuhause aus. Erstaunlich gut funktioniert das.
Doch wieso ist mir der Begriff „Homeoffice“ eigentlich so geläufig?
Ein Kollege aus Skandinavien arbeitet „from home“, also von zuhause aus.
Wieso haben wir Deutschen eigentlich eine solch eigenartige Vorliebe für Anglizismen?
Vor einigen Monaten fahre ich über die Jan Berghaus Brücke und sehe allen Ernstes auf der Rheiderländischen Seite ein Werbeschild mit dem Hinweis „Welcome to Grand Reopening“. (Dies war eindeutig ein Optimist in Corona Zeiten).
Aber wäre es so schlimm gewesen, ein „Herzliche Einladung zur Wiedereröffnung“ auf das Plakat zu malen?
Die Engländer müssten sich eigentlich an den Kopf fassen.
In Großbritannien ist das Home Office nämlich das Innenministerium.
Doch im Tagesgeschäft sollen englische Begriffe möglicherweise eine vermeintliche internationale Kompetenz signalisieren.
So war in einer gestrigen Diskussionsrunde mehrfach von einer „Smoking Gun“ die Rede. Übersetzt ist dies wohl das Synonym für ein schlagendes Argument mit einem eindeutigen Beleg.
In einem weiteren Dialog war dann plötzlich von einem Active sourcing (also einem aktiven, gezieltem Suchen von Talenten) und von „native speakern“, also Muttersprachlern die Rede.
In einem „Brainstorming Work Shop“, also einer Arbeitsgruppe zum Ideenaustausch und gemeinsamen Nachdenken, sollten die Beteiligten „empowerd“, also befähigt bzw. ermächtigt werden, Verantwortung zu übernehmen.
Und hierzu braucht man dann ein „alignment“, also eine Angleichung der Aktivitäten.
Und so geht es den ganzen Tag.
Ich stelle mir also die Frage, warum ich statt im „Homeoffice“ nicht einfach von zuhause aus arbeite und dies auch so beschreibe?
Vielleicht weil keiner so richtig weiß wie dies richtig geschrieben wird?
“Zuhause“ groß, „zuhause“ klein und zusammen oder auch „zu hause“?
Doch wie ist es dann mit „Homeoffice“?
Liege ich richtig mit der Schreibung von groß und zusammen? Alles nicht so einfach heutzutage.